Full text: Reformation des Himmels

rief aber durch diese, vor allem durch eine öffentliche Dispu 
tation gegen das ptolemäische System und für die Lehre des 
Kopernicus alsbald eine solche Entrüstung der dortigen Theo 
logen und Fachphilosophen gegen sich wach, dass man ihm 
die Lehrfreiheit wieder entzog. Er rächte sich durch die 
Herausgabe seines Dialogs ,,Aschermittwochsmahl“, der eine 
über Kopernicus im Sinne unserer jetzigen wissenschaftlichen 
Kosmologie weit hinausgehende Anschauung vom Universum 
entwickelt, Oxford eine „Witwe wahrer Wissenschaft“ schilt 
und reich ist an Satyre gegen bestimmte Persönlichkeiten. 1 ) 
Castelnau wurde Juli 1585 von seinem Gesandtschafts 
posten abberufen, und mit ihm kehrte Bruno nach Paris zurück. 
Hier trieb ihn der Eifer für die Wahrheit, die inzwischen 
vollkommen in ihm gereifte, neue Weltanschauung an der Sor 
bonne, dieser Hochburg des mittelalterlichen Scholasticismus 
voll und ganz zu verkünden und zu verfechten. Unter dem 
klassischen Titel: „Excubitor“ „Erwecker“ reichte er in 
150 Thesen dem Rektor der Sorbonne, Jean Filesac, ein 
wissenschaftliches Glaubensbekenntnis ein und erhielt die Er 
laubnis einer öffentlichen Disputation. Dieselbe fand im Hör 
saal der Pariser Universität mit allem akademischen Pomp 
statt, und dauerte, — ein weltgeschichtliches Ereignis, die alte 
und neue Zeit standen auf der Mensur, — drei Tage; ein be 
gabter Schüler Bruno’s, Johann Hennecpiin, übernahm die Bolle 
des Respondentem Es bestätigte sich, was Bruno in schönem 
Gleichnis auf das Erstehen einer neuen Wahrheit vom Auf 
gange der Morgensonne sagt: „Wenn Titan vom goldenen Osten 
die feurigen Rosse angetrieben und das träumerische Schweigen 
der feuchten Nacht unterbrochen hat, dann werden die ge 
hörnten Rinder unter der Obhut des rauhen Landmanns 
5 Bruno sieht sich deswegen in der Schrift von „der Ursache 
u. s. w.“ veranlasst, sich gegen den Vorwurf persönlicher Schmähung 
zu verteidigen und schreibt hier die Worte: „Und so mögen mir die 
hohen Götter gnädig sein, als ich niemals aus schmutziger Eigensucht 
oder aus gemeiner Sorge für ein privates Interesse solche Rache geübt 
Rabe, sondern aus Liebe zu meiner vielgeliebten Mutter, der Philoso 
phie, und aus Eifer um ihre verletzte Majestät. Jetzt möchte sich jeder 
nichtsnutzige Pedant, jeder unwissende Esel, indem er sich mit einer Last 
von Büchern zeigt, sich den Bart lang wachsen lässt und allerlei Manieren 
annimmt, dafür ausgeben, als ob er zur Familie gehörte.“
	        
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