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der bekannten „doppelten Buchführung“ eines Leibnitz beschul
digen, da er in den Schriften seiner sämtlichen Lebensperioden
unermüdlich denselben Gedanken wiederholt, welchen er in
folgenden Versen einen poetischen Ausdruck verlieh :
,,0 du, welcher in sterblicher Brust den ewigen Flammen
Aufzulodern gebeut und meinem Herzen in solchem
Glanze zu schweben befiehlt, in solcher Glut zu entbrennen,
Dass zu den Sternen hinan, die Schatten mutig verscheuchend,
Mutig die fesselnde Last der trägeren Masse bezwingend,
Ich die unendliche Welt durchschweife, den Sinnen entbunden, —
Licht, allschauendes Licht, Licht schaffend, dass alles geschaut wird,
Blind nur nennt dich der Pöbel, der Pöbel, dem selber das Licht fehlt,
Und das Aug’ und die Seele, indem er die Seele dir abspricht.“ x )
Freilich von der vulgären menschenähnlichen Persönlich
keits-Vorstellung des transzendenten Wesens der Gottheit ist
unser Philosoph weit entfernt; und niemand hat diesen kin
dischen ,,Herrgotts“glauben geistreicher verspottet, als er im
I. Dialog seines „Spaccio“ (3. Abschnitt. W. II. p. 152 ff.) Seite
105ff. oben: „Gottes Denken ist nicht diskursiv, sondern intuitiv“.
„Was da war, was ist, und was zukünftiges sein wird,
Gegenwärtig steht's vor Gott in ewigem Lichte“ 2 )
„Dem höchsten Prinzip, jener einfachen Intelligenz darf
man kein Selbstbewusstsein beilegen in dem Sinne, dass er
mittelst einer reflektierenden Thätigkeit in sich selber ein Er
kennendes und ein Erkanntes unterschiede, sondern weil es
das absolute und einfachste Licht ist, darf ihm Bewusstsein
nur in dem verneinenden Sinne zugeschrieben w r erden,
dass es sich selber nicht verborgen sein kann.“ 3 )
Von dieser Gottesidee aus gelangt nun Bruno zur Welt
anschauung nicht mittels jenes dogmatischen Kopfsprungs, der
einen einsamen Herrgott eines Tages auf den Einfall kommen
heisst, die Welt aus dem Nichts hervorzuzaubern.
„Was war ein Gott, der nur von Aussen stiesse,
Im Kreis das All am Finger laufen liesse?
Ihm ziemt’s, die Welt im Innern zu bewegen,
Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen.“ 4 )
x ) Bruno, „De Triplici Minimo“ I. c. 1. 1. V. 14—25.
2 ) „De Immenso“, I. c. 12. V. 1, 2.
3 ) Bruno, „Spaccio“ II. (W. II, 191) Seite 207 oben.
4 ) Goethe, „Gott und Welt“.