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x ) Bruno, „Spaccio, proömio“. W. II. p. 112.
des Staubes für unsterblich, die Seele aber für einen blossen Schein
des Staubes erachtet, schärfer verspottet, als unser Nolaner.
„Es ist nicht wahrscheinlich, ja nicht möglich, ■— wenn
die sinnlich wahrnehmbare Materie, die zusammengesetzt, teilbar,
fassbar, dehnbar, bildsam, beweglich und widerstandsfähig ist,
unter der Herrschaft, Leitung und Kraft der Seele, wenn diese
Materie unzerstörbar, in ihren letzten Atomen, sage ich, un-
vernichtbar ist, — dass, da im Gegenteil die weit erhabenere
Natur, die jene beherrscht, bewegt, ernährt, mit Gefühl erfüllt,
aufrecht und zusammenhält, von geringerer Dauer, und wie
etliche Thoren, die sich den Namen von Philosophen
beilegen, es wollen, nur eine Thätigkeit, die aus der
Harmonie, dem Ebenmass und der Zusammensetzung
resultiere und am Ende nur eine zufällige Eigenschaft
sei, welche bei Auflösung des Zusammengesetzten mit
der Zusammensetzung selber in nichts vergehe: statt
dass sie vielmehr gerade der Ursprung und die innere Ursache
der Harmonie, der Zusammensetzung und des Ebenmasses ist.“
„Dieses Prinzip ist der Heros, das Dämonische, der Halb
gott, die Intelligenz, in welcher, von welcher, und durch welche
die verschiedenartigsten Organismen und Körper gebildet werden;
eben dieses aber kann und muss auch in ein ver
schiedenartiges Dasein in verschiedenen Gestalten,
verschiedenen Namen und Schicksalen eingehen.
Die höchste Gerechtigkeit, welche über und in allen Dingen
waltet, fügt es, dass die Seele, infolge unordentlicher, sündiger
Begierden entweder in einen gleichen oder gar in einen qual
volleren und unedleren Körper, als den sie verlassen, herab
steigen muss und sich keine Hoffnung machen darf auf die
Regierung und Verwaltung einer besseren Behausung, wofern sie
diejenige ihres bisherigen schlecht geführt hat. So wird sie
weiter und weiter das Verhängnis der stetigen Veränderung
durchlaufen und je nachdem einer besseren oder schlechteren
Daseinsweise teilhaftig werden, als sie sich besser oder schlechter
in ihrer zuletzt vergangenen Lebenslage und unter den erlittenen
Verhängnissen erwiesen hat. 1 )