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an Bruno und letzterer wieder an einen grossen deutschen
Geistesverwandten dieser beiden Genien überliefert hat, entgegen
zuhalten. Dieser deutsche Geistesverwandte Bruno’s war Schiller.
Gerade die Idee von der erziehenden Bedeutung der Schön-
beit hat Schiller mit seiner, durch die kantisehe Kritik geschulten
Spekulation, in seinen zur Zeit noch immer nicht genügend
gewürdigten „Briefen über die ästhetische Erziehung des
Menschen“ entwickelt, und Brunnhofer macht mit Recht auf
die Gleichartigkeit des Gedankeninhalts dieser Briefe mit Bruno’s
Dialogen „Degli heroici furori“ aufmerksam. 1 )
Überhaupt ist es wunderbar, wie Schiller, der anscheinend
weder Plotin’s noch Bruno’s Werke gelesen hat, aus seiner ori
ginalen Geistesverwandtschaft heraus durchaus dieselbe Welt
anschauung und zwar in derselben Gefühlsbeleuchtung gewinnen
konnte, so dass wir diese unsere Darstellung fasthätten durch einen
einfachen Hinweis auf Schiller’s philosophische Briefe (Julius an
Raphael) ersetzen können. Dort findet sich kaum ein Gedanke, für
den Bruno’s Werke keine Parallele böten. Vor allem aber ist es
jener Enthusiasmus der denkenden Leidenschaft, jenes „fühle
den Gott, den du denkst“, der den deutschen mit dem italienischen
Dichter - Philosophen so eng verbrüdert. Deshalb können wir
auch den „Furore heroico“ Bruno’s nicht besser kennzeichnen
als durch folgende Verse Schillers:
Aufwärts durch die tausendfachen Stufen
Zahlenloser Geister, die nicht schufen,
Waltet göttlich dieser Dran g.
Arm in Arme, höher steis und höher,
Vom Barbaren bis zum griech’schen Seher,
Der sich an den letzten Seraph reiht,
Wallen wir einmüt’gen Ringeltanzes,
Bis sich dort im Meer des ew’gen Glanzes
Sterbend unter tauchen Raum und Zeit.
b Man vergl. besonders den Schluss des 11. Briefes. ..Ob nun
gleich ein unendliches Wesen, eine Gottheit nicht werden kann, so
muss man doch eine Tendenz göttlich nennen, die das eigentlichste Merk
mal der Gottheit, absolute Verkündigung des Vermögens (Wirklichkeit
alles Möglichen) und absolute Einheit des Erscheinens (Notwendig
keit alles Wirklichen) zu ihrer unendlichen Aufgabe hat. Die An
lage zu der Gottheit trägt der Mensch unwidersprechlich in seiner
Persönlichkeit in sich; der Weg zu der Gottheit, wenn man einen Weg
nennen kann, was niemals zum Ziele führt, ist ihm aufgethan in den
Sinnen.“ Vergl. hierzu S. 373 u. S. 124 in der Note oben.