Full text: Reformation des Himmels

374 
an Bruno und letzterer wieder an einen grossen deutschen 
Geistesverwandten dieser beiden Genien überliefert hat, entgegen 
zuhalten. Dieser deutsche Geistesverwandte Bruno’s war Schiller. 
Gerade die Idee von der erziehenden Bedeutung der Schön- 
beit hat Schiller mit seiner, durch die kantisehe Kritik geschulten 
Spekulation, in seinen zur Zeit noch immer nicht genügend 
gewürdigten „Briefen über die ästhetische Erziehung des 
Menschen“ entwickelt, und Brunnhofer macht mit Recht auf 
die Gleichartigkeit des Gedankeninhalts dieser Briefe mit Bruno’s 
Dialogen „Degli heroici furori“ aufmerksam. 1 ) 
Überhaupt ist es wunderbar, wie Schiller, der anscheinend 
weder Plotin’s noch Bruno’s Werke gelesen hat, aus seiner ori 
ginalen Geistesverwandtschaft heraus durchaus dieselbe Welt 
anschauung und zwar in derselben Gefühlsbeleuchtung gewinnen 
konnte, so dass wir diese unsere Darstellung fasthätten durch einen 
einfachen Hinweis auf Schiller’s philosophische Briefe (Julius an 
Raphael) ersetzen können. Dort findet sich kaum ein Gedanke, für 
den Bruno’s Werke keine Parallele böten. Vor allem aber ist es 
jener Enthusiasmus der denkenden Leidenschaft, jenes „fühle 
den Gott, den du denkst“, der den deutschen mit dem italienischen 
Dichter - Philosophen so eng verbrüdert. Deshalb können wir 
auch den „Furore heroico“ Bruno’s nicht besser kennzeichnen 
als durch folgende Verse Schillers: 
Aufwärts durch die tausendfachen Stufen 
Zahlenloser Geister, die nicht schufen, 
Waltet göttlich dieser Dran g. 
Arm in Arme, höher steis und höher, 
Vom Barbaren bis zum griech’schen Seher, 
Der sich an den letzten Seraph reiht, 
Wallen wir einmüt’gen Ringeltanzes, 
Bis sich dort im Meer des ew’gen Glanzes 
Sterbend unter tauchen Raum und Zeit. 
b Man vergl. besonders den Schluss des 11. Briefes. ..Ob nun 
gleich ein unendliches Wesen, eine Gottheit nicht werden kann, so 
muss man doch eine Tendenz göttlich nennen, die das eigentlichste Merk 
mal der Gottheit, absolute Verkündigung des Vermögens (Wirklichkeit 
alles Möglichen) und absolute Einheit des Erscheinens (Notwendig 
keit alles Wirklichen) zu ihrer unendlichen Aufgabe hat. Die An 
lage zu der Gottheit trägt der Mensch unwidersprechlich in seiner 
Persönlichkeit in sich; der Weg zu der Gottheit, wenn man einen Weg 
nennen kann, was niemals zum Ziele führt, ist ihm aufgethan in den 
Sinnen.“ Vergl. hierzu S. 373 u. S. 124 in der Note oben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.