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aus einem Grunde, den ich an dieser Stelle nicht angeben will.
leer. 1 ) Wo der schiefe und krumme Drache war, da
nimmt, um der Wahrheit nahe zu sein, ihren Sitz die Klugheit
mit ihren Dienerinnen, der Dialektik und Metaphysik; sie hat
als Umgebung zur rechten die Schlauheit, Gewandtheit und
List, zur linken den Stumpfsinn, die Trägheit. Unbesonnenheit:
sie waltet im Felde der Überlegung. Von jenem Platze muss
weichen die Zufälligkeit, Blindheit, Nachlässigkeit, Unvorsichtig
keit mit dem rechts- und linksseitigen Anhang. Von dort, wo
der einsame Cepheus strahlt, weicht die Sophistik, die Un
wissenheit verkehrter Auffassungen, der dumme Köhlerglaube
mit seinen Mägden, und die Weisheit, als Gesellin der Klugheit,
logische Herleitung aus diesem ersten Prinzip, vielmehr gibt lediglich
die räumliche Reihenfolge der Sternbilder durch ihre mythologisch-
allegorischen Anknüpfungspunkte einen rein associativen Leitfaden des
Fortgangs. Immerhin hat Bruno, der im vorliegenden Werk ja auch
keine systematische Ethik, sondern wie er sich ausdrückt, die Präludien
dazu geben wollte, durch die Anwendung der Indischen Kunst als eines
logischen und heuristischen Prinzips auf diesem Wege einen Überblick
über das ganze Gebiet menschlicher Sittlichkeit zu geben verstanden.
Er befolgt dabei die Regel, in jedes Sternbild eine bestimmte
Tugend und die ihr entgegenstehenden Laster, sowie die einzelnen
Nuancierungen der Tugenden und Laster, ihre verschiedenen Verzweigungen
auf den verschiedensten Feldern praktischer Lebensbethätigung einzu
zeichnen; dabei geht er von dem Grundsatz aus, dass wahre Tugend
stets ein rechtes Mittel zwischen Übertreibungen ist, und sich am besten
ins Licht setzen lässt, durch Nebenzeichnung der von ihrer wahren
Natur (der fieOOTtjg des Aristoteles) nach rechts und links abweichenden
Karrikaturen.
Auf diese Weise giebt er eine so umfassende Charakteristik des
Menschentums mit allen seinen Schwächen und moralischen Missbildungen,
dass fast jeder Typus menschlicher Moral und Unmoral in diesem Werke
sein Spiegelbild beschauen kann und sein Werk sich als eine würdige
Gesamtsatire gegen die Menschheit kennzeichnet, eine Satire jedoch, die
gleichzeitig nicht verfehlt, das Idealbild der Menschlichkeit, wie sie sein
soll, über dem fratzenhaften Bilde dessen, was sie ist, zur sittlichen
Förderung vorzuhalten.
J ) Die Besetzung dieses Platzes, sowie desjenigen der grossen Bärin
hat Bruno sich als Gegenstand einer besonderen Schrift Vorbehalten, die
daher als Anhang zur vorliegenden anzusehen ist. Es ist dies die „cabala
del cavallo Pegaseo coli ’aggiunta del asino Cillenico“, Kabbala des
Pegaseischen Rosses mit der Zugabe des Cyllenischen Esels.“
Dort versetzt er an die Stelle des Eridanus die ..Eselei in konkrete"
und an die Stelle der grossen Bärin ,,die Eselei in abstracto“. Den ge
naueren Sinn dieser Allegorie auszuführen, würde hier zu viel Raum
in Anspruch nehmen. Wir haben uns vorgenommen, auch diese Schrift
zu übersetzen und zu erläutern. Bruno nimmt in derselben ganz be
sondere Gelegenheit, seine Satire gegen das kirchliche Christentum zu