im Palaste zerstreut waren, zusammengefunden. Als sich nun
allmälig Ruhe und Schweigen einstellte und Zeus im Begriff
war, mit ebenso trauriger und ernster Miene, wie hoher und
majestätischer Haltung die Tribüne und den Thron zu besteigen,
trat zu ihm Momus und sprach ihn mit gewohnter Freimütig
keit und so leiser Stimme an, dass es von allen verstanden
werden musste: ,,Diese Ratsversammlung“, sagte er, „sollte
aufgehoben und auf einen andern Tag und eine andere Gelegen
heit aufgeschoben werden, o Vater ! denn mir scheint, dass
dieser Dein Einfall, eine Ratsversammlung zu halten unmittel
bar nach dem Mittagessen, verursacht ist durch die allzu
freigebige Hand Deines zarten Mundschenks, sintemal der
Hektar, den Dein Magen noch nicht genügend verdaut hat,
Deine Natur nicht tröstet und erquickt, sondern sie traurig
macht und Deine Phantasie verwirrt; bekanntlich macht der
Rausch die einen ohne alle Ursache lustig und ungewöhnlich
munter, die anderen abergläubig fromm, wieder andere eitel wag
halsig, noch andere zornmütig; einige verleitet er auch, grosse
Luftschlösser zu bauen, bis endlich mit der Verflüchtigung seiner
Dünste, die in verschieden angelegten Gehirnen so verschieden
wirken, auch diese Wirkungen fortfallen und in Dunst aufgehen.
Dir nun, o Zeus, scheint er die leichtsinnige und
schwärmende Denkart ganz zu vertreiben und Dich traurig
zu machen; denn jedermann — obgleich ich allein es Dir zu
sagen wage — findet, dass Du unverantwortlich schlimm von
der Melancholie besessen sein musst, ■wenn Du heute, w t o wir
nicht zusammengekommen sind, eine Ratsversammlung abzu
halten, sondern ein Fest zu begehen, um diese Zeit, unmittelbar
nach dem Festessen, w r o wir gut gegessen und noch besser
getrunken haben, so ernste Sachen verhandeln willst, wofern
mein Vorwitz ihre Natur einigermassen richtig wittert.“
Zeus aber, wie es denn überhaupt gegen die Gewohnheit
und selbst einigermassen gegen die Etikette bei den anderen
Göttern ist, sich in einen Disput mit Momus einzulassen, sah
ihn mit etwas verächtlichem Lächeln an und bestieg, ohne ihm
zu antworten, seine hohe Kathedra.
Da sitzt er nun und überschaut im Kreise den anwesenden
grossen Senat. Vor diesem Blicke muss allen das Herz im