Full text: Reformation des Himmels

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obgleich mein blosser Wille der zureichende Grund der 
Gerechtigkeit selber ist. dennoch nicht verfehlen, bevor 
ich zu anderen Dingen übergehe, Euch von dieser Auf 
regung und diesem Staunen zu befreien. Langsam, sage 
ich, schwerfällig und gewichtig müssen die Yorerwägungen 
sein, reif, geheim und vorsichtig die Beratung; aber die 
Ausführung muss geflügelt, schnell und prompt sein. 
Deshalb glaubt nicht, dass mich plötzlich während meiner 
Yerdauungsruhe eine seltsame Laune überfallen habe, dass 
ich nicht zufolge verständiger Überlegung, sondern in 
Veranlassung eines Nektarrausch.es zu dieser That schreite, 
nein,, „seit demselben Tage des vergangenen Jahres hab' ich 
begonnen, das grosse Unternehmen in meinem Innern zu 
erwägen, welches ich am heutigen Tage und in gegen 
wärtiger Stunde ausführen werde. 
Nach Mittag also, — denn es ist nicht artig, 
einem noch nüchternen Magen schon traurige Neuigkeiten 
mitzuteilen — ohne Vorankündigung; — denn ich 
weiss nur zu gut, dass Ihr nicht so gern, wie zu einem 
Feste, auch zu einer Ratsversammlung Euch einstellt; 
letztere scheuen viele von Euch ganz ausserordentlich; 
der drückt sich gern davor, um sich keine Feinde zu 
machen, aus Ungewissheit, wer mit seinen Vorschlägen 
durchdringen oder unterliegen wird, der aus Furcht, dass 
sein eigener Vorschlag abgelehnt werden könnte, der aus 
Verdruss, weil seine Ansicht so oft in der Minorität geblieben 
ist, der um sich neutral zu beweisen in Angelegenheiten, 
die nach der einen oder anderen Richtung nachteilig 
wirken können, der, um jede Gelegenheit zu vermeiden, 
sein Gewissen zu beschweren, der aus dieser und der aus 
jener Ursache. Nun aber möchte ich Euch, Brüder und 
Söhne, daran erinnern, dass alle, denen es vom Schicksal 
gegeben ist, Ambrosia zu schmecken und Nektar zu 
trinken und einen so hohen Grad der Majestät zu bekleiden, 
auch die Pflicht haben, alle Bürde zu tragen, die solche 
Würde mit sich bringt. 
Das Diadem, die Mitra, die Krone können kein Haupt 
ehren, ohne es zugleich zu beschweren, der Königsmantel
	        
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