86
A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
Die Auffindung dieser theoretischen noch fehlenden Elemente im Labora
torium kann wohl nur als eine Frage der Zeit bezeichnet werden.
Spektra einiger Elemente. Bei der großen Anzahl von Elementen und
den in ihren Spektren vorhandenen Linien müssen wir uns hier darauf be
schränken, nur für einzelne derselben, die in der Astrophysik eine bedeuten
dere Rolle spielen, eine kurze Charakteristik der Spektra, besonders in bezug
auf die Serienanordnung der Linien, soweit dieselbe überhaupt bekannt ist,
zu geben. Die Angabe des Aggregatzustandes bezieht sich auf die mittlere
Laboratoriumstemperatur 15° bis 20° Celsius; als Einheit für die spezifischen
Gewichte ist für feste und flüssige Körper dasjenige des Wassers gewählt,
für gasförmige Körper dasjenige der atmosphärischen Luft bei dem Baro
meterstände von 760 mm und 0 n Temperatur. Die vorangestellten Zahlen
sind die Atomnummern.
1. Wasserstoff (H). Atomgewicht 1; gasförmig; spez. Gewicht 0.07;
Siedepunkt — 253°; Schmelzpunkt — 259°. Das Funkenspektrum enthält
33 Linien von l 6565 bis l 3659 (Ha, Hß, Hy usw.). Über die einfachen Be
ziehungen zwischen den Wellenlängen dieser Serie mit der Balmer sehen
Formel und über die beiden weiteren Serien im Ultrarot und Ultraviolett ist
bereits auf S. 77 ausführlich berichtet worden. Das Vorkommen des Wasser
stoffs im Weltall ist so gut wie universell. Er ist nicht nur in allen Sternen
und Nebelflecken, sondern auch in Meteoren, wahrscheinlich auch in Kometen
und in den Atmosphären aller Planeten vorhanden.
Ein gänzlich anderes Spektrum, das sogenannte zweite Spektrum des
Wasserstoffs, tritt auf, wenn in Wasserstoffröhren keine Funken- sondern
Glimmentladung stattfindet, also vornehmlich in weiten Röhren und ohne
Einschaltung von Leidener Flaschen.
Über das Vorkommen von Wasserstofflinien im Flammenspektrum hat
längere Zeit hindurch Ungewißheit geherrscht. Die Frage ist wohl in be
jahendem Sinne entschieden, obgleich über die Entstehungsbedingungen des
Spektrums in den beobachteten Fällen (Knallgasgebläse, BESSEMERprozeß)
noch nichts Bestimmtes ausgesagt werden kann.
2. Helium (He). Atomgewicht 4; spez. Gewicht 0.14; Siedepunkt — 269°.
Vom Helium sind über 100 Linien bekannt, von denen mehrere im äußersten
Ultrarot (bis l 19096 und 20581) liegen und durch Stark, Paschen u. a.
entdeckt worden sind. Die Heliumlinien haben sich in mehrere Serien ein-
ordnen lassen, von denen zwei ein einfaches Gesetz befolgen (S. 78). Zu
ihnen gehört die glänzende Z).-Linie, die in den Spektren des Sonnenran
des, der WoLF-RAYETsterne und einiger Nebelflecken schon lange bekannt
war, ehe das Helium selbst auf der Erde (1895) aus dem seltenen Mineral
Cleveit hergestellt, dann sogar in der Erdatmosphäre nachgewiesen wurde.
Auf der Sonne wie in den Gasnebeln usw. fast nur in Emissionsform vor
kommend, charakterisiert das Helium durch seine Absorptiönslinien eine
außerordentlich wichtige besondere Gruppe (Klasse O) von Milchstraßen
sternen.
6. Kohlenstoff (C). Atomgewicht 12; tritt in drei allotropen Zuständen
auf und zwar
a. als Diamant; fest; spez. Gewicht 3.5; Schmelzpunkt: bis jetzt nicht
schmelzbar; Siedepunkt ?