Full text: Astrophysik

90 
A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden 
ist; die Verkleinerung kann bis auf weniger als 1 mm heruntergehen, so daß 
alsdann nur der 64. Teil von dem bei voller Pupillenöffnung eintretenden 
Licht ins Auge gelangt. Der Kontrast zwischen sehr großer und sehr kleiner 
Helligkeit ist also um das 04fache vermindert. 
Nur in einem einzigen, ganz speziellen Falle kann das Auge ein Hellig 
keitsverhältnis messen, nämlich dann, wenn die zu vergleichenden Helligkeiten 
einander gleich sind. Unter besonders günstigen Umständen kann das Auge 
die Gleichheit zweier Helligkeiten bis auf 1 % genau beurteilen, d. h. es 
kann noch eben erkennen, daß eine Fläche, deren Helligkeit 100 beträgt, 
etwas heller ist als eine solche, deren Helligkeit 99 beträgt. In diesem ein 
zigen Falle wird das Auge zum Meßinstrument, und es folgt daher als ober 
ster Grundsatz der Photometrie: Die zur Messung des Helligkeitsverhält 
nisses dienenden Instrumente müssen ausnahmslos so eingerichtet sein, daß 
in ihnen in meßbarer Weise die verschiedene Helligkeit zweier Objekte in 
die gleiche verwandelt werden kann. 
Wenn dieser Grundsatz befolgt ist, kann das Auge messend eintreten. 
Ob aber auch dann die Gleichheit der Helligkeiten zuverlässig beurteilt wer 
den kann, hängt von gewissen weiteren Bedingungen ab, die bereits Lambert 
um 1760 aufgestellt hat, und die hier der Reihe nach besprochen werden 
sollen. Es sind dies die Bedingungen der Gleichzeitigkeit, der Gleichheit 
des Gesamtlichtes, der Gleichheit von Größe und Form, sowie Gleichheit 
der Farbe. 
1. Zwischen der Betrachtung der beiden Objekte darf kein längerer Zeit 
raum verfließen, weil sonst keine Garantie dafür geboten ist, daß sich in 
beiden Fällen das Auge in der gleichen Beschaffenheit befindet. Ferner 
ist zu beachten, daß gerade für Helligkeitsauffassungen unser Gedächtnis 
sehr trügerisch ist. Die beiden zu vergleichenden Objekte müssen demnach 
so nahe beieinander sein, daß sie mit demselben Blick zu erfassen sind, ihr 
Winkelabstand also nicht mehr als 40' bis 50' beträgt. Läßt sich’ das nicht 
erreichen, so muß wenigstens die Möglichkeit gegeben sein, mit dem Auge 
sehr schnell zwischen den beiden Objekten hin- und herzugehen. 
2. Nicht immer ist es möglich, daß nur das von den zu vergleichenden 
Objekten kommende Licht ins Auge gelangt. Unter Umständen hat der 
Hintergrund, auf den sich die Objekte projizieren, eine merkliche Helligkeit, 
oder besondere Bedingungen bewirken, daß in einem hellen Raume beobach 
tet werden muß, daß also seitliches Licht mit ins Auge tritt. In allen diesen 
Fällen ist sehr sorgfältig darauf zu achten, daß in bezug auf dieses Neben 
licht Gleichheit bei beiden Objekten herrscht. Das eine Objekt darf nicht 
einen hellen Hintergrund haben, wenn das andere einen dunklen hat, und 
bei der Betrachtung des einen Objektes darf nicht Nebenlicht ins Auge fallen, 
während dies bei dem anderen nicht im gleichen Maße stattfindet. Es ist 
sonst bei beiden Betrachtungen der Zustand des Auges nicht derselbe, vor 
allem die Öffnung der Pupille nicht die gleiche. 
3. Es ist schwierig, die Gleichheit in der Helligkeit einer sehr kleinen 
und einer sehr großen, einer dreieckigen und einer kreisförmigen Fläche zu 
beurteilen. Das erstrebenswerte Ziel jeder photometrischen Messung ist 
daher die Vergleichung zwischen zwei Objekten, die in bezug auf Form und 
Größe vollständig miteinander übereinstimmen, also: Punkt mit Punkt, Linie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.