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A. Die astrophysikalischen Forschungsniethoden
von genügend konstanter Helligkeit, um nach Reduktion auf die mittlere
Entfernung von der Erde zu diesem Zwecke benutzt werden zu können. Bei
Untersuchungen im Laboratorium können diese natürlichen Lichteinheiten
nur ausnahmsweise zur Verwendung gelangen; es müssen daher künstliche
photometrische Maßwerte geschaffen werden. Es ist klar, daß hierzu nur
selbstleuchtende Körper zu benutzen sind, und hieraus ergeben sich große
Schwierigkeiten.
Das Glühen von Körpern findet genähert — mit um so größerer An
näherung, je näher die Körper dem ideal schwarzen Körper kommen — nach
der KiRCHHOFFSchen Funktion statt; das Maximum der Ausstrahlung befindet
sich also bei geringen Glühtemperaturen bei den längeren Wellen und ver
schiebt sich mit wachsender Temperatur nach den kürzeren Wellen hin, so
daß deren relative Intensität gegenüber den langen Wellen wächst (WiENsches
Verschiebungsgesetz). Wenn nun auch die physiologische Auffassung des
Auges keineswegs der KiRCHHOFFSchen Funktion entspricht, so folgt sie ihr
doch insofern, als die rötliche Farbe der bei geringer Temperatur glühenden
Körper mit steigender Temperatur in Weiß übergeht. Nach einem der ersten
photometrischen Grundsätze soll aber bei zwei miteinander zu vergleichen
den Helligkeiten kein Farbenunterschied Vorhandensein. Wollte man z. B. die
Helligkeit der Sonne mit derjenigen einer Kerze in Vergleich setzen, so
stände man vor einer Schwierigkeit, da man ja dann die rötliche Kerzen
flamme tieferer Temperatur mit der weißen Lichtquelle hoher Temperatur
vergleichen müßte.
Diese Schwierigkeiten lassen sich nicht ganz überwinden, und man muß
häufig von der Bedingung der genau gleichen Farbe der Helligkeitseinheit
bei photometrischen Untersuchungen absehen. Dagegen muß natürlich an
der Bedingung der größten Konstanz der Maßeinheit festgehalten werden;
in dieser Beziehung ist daran zu erinnern, daß die Grenze der photometri
schen Genauigkeit etwa bei l°/ 0 liegt; es ist also zu fordern, daß die Maß
einheit innerhalb 1% ihrer Helligkeit konstant bleibt.
Von den verschiedenen Lichtnormalen, die im Laufe der Zeit eingeführt
worden sind, hat sich besonders die Kerzeneinheit eingebürgert.
Unter Meterkerze versteht man diejenige Beleuchtung, die eine Kerzen
flamme in 1 m Entfernung hervorbringt. Bei vielen früheren Beobachtungen
ist nicht angegeben, auf welche Art von Kerzen sich die Messungen beziehen,
während doch die Helligkeit der Flammen von dem Kerzenmaterial und der
Flammenhöhe abhängt. Als eigentliche Normalkerze ist die englische Walrat
kerze zu betrachten, die bei einer Flammenhöhe von 44.5 mm in der Stunde
7.77 g verbraucht.
Die Kerzenflammen sind wegen verschiedener Umstände, wie Verkohlen
des Dochtes, Einfluß der Höhe des flüssigen Materials am oberen Ende der
Kerze usw., wenig zu wirklichen Normalen geeignet. Diese Übelstände sind
bei der HEFNER-ALTENECKschen Normallampe dadurch vermieden, daß ein
flüssiges und chemisch genau definierbares Material (Amylazetat) zur Ver
wendung gelangt, und der Docht nur die Zuführung des Brennstoffes bewirkt,
selbst aber nicht verkohlt, sondern gänzlich intakt bleibt. Die Flamme brennt
aus einem Metallzylinder von 8 mm innerem Durchmesser heraus, der Docht
bleibt stets unterhalb des Zylinderrandes. Durch Projektion auf eine in Milli-