III. Die Photometrie
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8. Die Strahlungsmessung.
Von den drei Arten der Übertragungsmöglichkeit der Wärme von einem
Körper auf den anderen kommt in der Astrophysik nur eine einzige in
Frage, die Strahlung. In bestimmt definierbarer Weise läßt sich die Tem
peratur eines Körpers aus der Strahlung aber nur ermitteln, wenn der Körper
ein schwarzer ist, da nur dann die Strahlungsgesetze bzw. ihre numeri
schen Konstanten bekannt sind. Es muß daher die Aufgabe der Temperatur
bestimmung bei Himmelskörpern aus der Strahlung zunächst unter der, wie
wir später sehen werden, nicht sehr willkürlichen Annahme durchgeführt
werden, daß es sich um absolut schwarze Strahler handle; die so ermittelte
Temperatur nennt man die effektive Temperatur, und es soll daher im fol
genden stets diese Temperatur verstanden sein, auch wenn der Kürze halber
das Wort „effektiv“ fortgelassen ist.
Die Strahlungsenergie, die uns von den Himmelskörpern zugesendet
wird, ist im allgemeinen eine außerordentlich geringe, so daß man kaum
über ihre Konstatierung hinausgekommen ist. Nur die Sonne macht eine
Ausnahme; ihre Strahlung ist so intensiv, daß wir ihre unmittelbaren Wir
kungen in der Natur und an uns selbst sehr deutlich verspüren, und es sind
daher sehr zahlreiche Versuche gemacht worden, diese Strahlung zu messen
und daraus die effektive Temperatur der Sonne zu ermitteln.
Die Pyrheliometer. Diejenigen Apparate, die speziell zur Messung
der Gesamtstrahlung der Sonne bestimmt sind, nennt man Aktinometer
oder Pyrheliometer. Zum Verständnis dieser Instrumente ist es erforder
lich, streng zwischen Temperaturmessung und Energiemessung zu unter
scheiden , was am einfachsten am Beispiele des gewöhnlichen Queck
silberthermometers geschieht. Wenn ein Thermometer längere Zeit im
Schatten gehangen hat, so hat es annähernd die Temperatur der Luft an
genommen; setzt man es nun plötzlich der Sonnenbestrahlung aus, so be
ginnt es zu steigen, um nach einiger Zeit bei einer merklich höheren Ab
lesung zu verbleiben. Das Steigen der Temperatur hört auf, wenn die Zu
fuhr von Energie durch die Sonnenstrahlung der Energieabgabe durch eigene
Strahlung des Thermometers sowie durch Konvektion nach außen hin gleich
geworden ist. Das ungemein blanke Quecksilber ist aber wenig geeignet,
Strahlung in Wärme umzusetzen, dagegen wird eine fast vollständige Auf
nahme der Energie, d. h. eine Absorption der Strahlung, stattfinden, wenn die
Thermometerkugel vorher mit Ruß überzogen war. In der Tat steigt die
Temperatur eines berußten Thermometers in der Sonnenstrahlung sehr viel
mehr als die eines blanken, und ein Temperaturunterschied bis zu 30° C
kann dabei leicht beobachtet werden. Der Unterschied ist einleuchtend: die
blanke Thermometerkugel gibt Temperatur-, die schwarze Strahlungsunter
schiede wieder.
Als Maßeinheit der Energie wird in der Physik die Gramm-Kalorie an
genommen, d. h. der Energiebetrag, der in Wärme umgesetzt, die Tem
peratur eines Kubikzentimeters (Gramm) Wasser von 0 ° C auf 1° C erhöht.
Nun ist bekanntlich die spezifische Wärme, d. h. die Wärmemenge, die nötig
ist um die Gewichtseinheit um 1 0 C zu erhöhen, bei den verschiedenen Sub
stanzen eine verschiedene. Hiernach und nach der Fläche, welche die be