Full text: Astrophysik

128 A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden 
rußte Thermometerkugel der Bestrahlung bietet, kann man nunmehr berech 
nen, welche Temperaturerhöhung stattgefunden haben würde, wenn statt 
der Quecksilberkugel ein berußter Wasserwürfel von einem Gramm Gewicht 
mit einer Seitenfläche von einem Quadratzentimeter der Bestrahlung ausge 
setzt worden wäre. Es sei hier eingeschaltet, daß man in Wirklichkeit diese 
Rechnung nicht in der angegebenen Weise ausführen, sondern den sog. 
Wasserwert der Thermometerkugel im Laboratorium experimentell bestim 
men wird. Nach Bestimmung des Wasserwertes ist nunmehr das Thermo 
meter zu einem Aktinometer geworden, allerdings zu einem nur sehr unvoll 
kommenen, das aber doch zur Messung der Energie geeignet ist. 
Das erste Aktinometer ist 1838 von Pouillet konstruiert worden. Ein 
flaches zylindrisches Gefäß aus dünnem Silberblech, das etwa 100 Gramm 
Wasser enthielt, wurde auf der vorderen, flachen 
Seite berußt, und diese Fläche wurde senkrecht zur 
Sonnenstrahlung gestellt. Die Erwärmung des Was 
sers wurde durch ein Thermometer gemessen und 
der Wasserwert des ganzen Gefäßes experimentell 
bestimmt. Um eine gleichförmige Mischung des nur 
an der vorderen Seite erwärmten Wassers zu be 
werkstelligen, wurde das Gefäß beständig gedreht 
(Abb. 92). 
Das Pouillet sehe Pyrheliometer hat trotz seiner leicht 
Abb ’py 2 rheHometer Ches erkennbaren Mängel lange Zeit hindurch als Vorbild für 
ähnliche Apparate gedient. So haben z. B. Crova und 
Langley statt des Wassers Quecksilber verwendet, ohne indessen damit 
bessere Resultate erzielt zu haben. 
Eine wesentlich andere Konstruktion hat Violle benutzt. Als zu bestrah 
lendes Objekt diente eine berußte Thermometerkugel, die sich im Zentrum 
einer größeren doppelwandigen Hohlkugel befand, die durch fließendes 
Wasser auf konstanter Temperatur gehalten wurde. Die Bestrahlung der 
Thermometerkugel erfolgte durch eine kleine Öffnung in der Hohlkugel. 
Violle hat somit unbewußterweise bereits das Thermometer in einen schwar 
zen Körper eingeschlossen. Ein besonderer Nachteil seiner Methode liegt 
aber in der Benutzung des Thermometers, da es sehr schwierig ist, den 
Wasserwert der kleinen geschwärzten Kugel mit genügender Sicherheit zu 
bestimmen; als Vorzug ist zu erwähnen, daß es Violle durch seine Einrich 
tung gelang, den bei den früheren Konstruktionen schädlich hervortretenden 
Einfluß der äußeren Strahlung und des Windes unschädlich zu machen. 
Ein ähnliches Aktinometer, das sich anscheinend in jeder Hinsicht bewährt 
hat, ist von Abbot konstruiert worden. Das von ihm als Water-flow-Pyrhelio- 
meter bezeichnete Instrument ist wieder ein schwarzer Hohlraum geeig 
neter Form, in den durch ein Diaphragma bestimmter Größe die Sonnen 
strahlen eintreten. Die vom Hohlraum absorbierte Strahlung wird thermo 
elektrisch durch die Temperaturerhöhung eines in Spiralen den Hohl 
raum umfließenden Wasserstroms gemessen. Zum Schutz gegen äußere 
Strahlung ist der ganze Apparat in ein Dewar sches Vakuummantelgefäß 
eingeschlossen. Zur Kontrolle des Instruments befinden sich am unteren 
Ende des Hohlraums Manganindrähte, die durch einen elektrischen Strom
	        
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