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A. Die astrophysikalischen Forschungsniethoden
den ist, ersieht man aus einigen Parallel werten der beiden Stationen, die
in dem zweiten Täfelchen mitgeteilt sind.
Aus dem Mittel 1.95 aller Beobachtungen in Verbindung mit dem mitt
leren scheinbaren Durchmesser der Sonne von 31'59.3 erhält man unter
Benutzung des Stefan-
Boltzmann sehen Strah
lungsgesetzes (S. 73) als
effektive Sonnentemperatur
den Betrag von 5900°. Die
heutige Unsicherheit dieses
Wertes ist wesentlich durch
die Unsicherheit der Solar
konstante bedingt; weil aber die Strahlung in so außerordentlich hohem
Maße mit der Temperatur zunimmt, geht die Unsicherheit der Solarkon
stante nur stark verkleinert in den Wert der Sonnentemperatur ein. So kommt
es, daß dem kleinsten be
obachteten Wert der Solar
konstante von 1.7 Gr. Kal.
eine Sonnentemperatur
von 5400° entspricht, dem
größten von 3.4 Gr. Kal.
eine solche von 6700°.
Wahrscheinlich dürfte der
oben angegebene Wert von 5900° nicht um mehr als höchstens 100° un
sicher sein. Die berechtigte Freude über diese Errungenschaft der Astro
physik wird jedoch ein wenig gedämpft durch die weitere Erkenntnis, daß
die effektive Sonnentemperatur zunächst nur ein Begriff ist und nur für
die strahlende photosphärische Schicht gilt. Die Berechnung der wahren
Temperatur der Sonne aus der effektiven bietet wieder große Schwierigkeiten
und Unsicherheiten, über die später noch Angaben gemacht werden sollen.
Wie wir gesehen haben, läßt sich die effektive Temperatur eines strahlen
den Körpers auch aus der Lage des Maximums der Strahlung bestimmen,
da nach dem WiENSchen Verschiebungsgesetz (S. 74) die Wellenlänge des
Strahlungsmaximums in einfachster Weise mit der Temperatur zusammen
hängt. Auch diese Methode ist zur Temperaturbestimmung der Sonne ver
wendet worden, und zwar zuerst von Langley. Er erhielt hierbei aber be
trächtlich kleinere Werte, die unterhalb 5000° lagen, d. h. das Strahlungs
maximum im Sonnenspektrum war mehr nach Rot zu gelegen, als nach der
oben gefundenen Temperatur zu erwarten stand. Zur Erklärung dieses Wider
spruchs ist hervorzuheben, daß die Absorption und die Molekulardiffraktion
der Atmosphäre (S. 102 ff.) besonders im Blau und Violett auf die Strahlungs
kurve einwirken und ihr Maximum tatsächlich merklich nach Rot zu verschie
ben. Auch hier haben Abbots Versuche auf hohen Bergen eine weit gün
stigere Übereinstimmung der Zahlenwerte herbeigeführt und die effektive
Sonnentemperatur auch nach dem Verschiebungsgesetz dem Betrag von
6000° nahe gebracht.
Von viel höherem Nutzen als für die Temperaturbestimmung der Sonne
sind die LANGLEYSchen spektrobolometrischen Untersuchungen für unsere
Datum
Mt. Wilson
Mt. Whitney
1909 Sept. 3
1.943 Gr. Kal.
1.959 Gr. Kal.
1910 Aug. 12
1 943
1.979
1910 Aug. 13
1.924
1.933
1910 Aug. 14
1.904
1.956
Jahr
Beobachter
Solarkonst.
1896
Vallot
1.7 Gr. Kal.
1897
Crova und Hanski
3.4
1898
Rizzo
2.5
1902
Scheiner
2.3