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A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
ist. Aber da ihre Einführung manche Änderungen der astronomischen Tech
nik bedingt hat, insbesondere in der Konstruktion der astronomischen In
strumente, und die meisten astrophysikalischen Beobachtungen heutzutage
ausschließlich photographisch erfolgen, gebührt der Himmelsphotographie
auch eine besondere Berücksichtigung in dem ersten Teile des vorliegenden
Werkes; ihren Ergebnissen werden wir im zweiten Teile auf Schritt und
Tritt begegnen.
9. Die photographische Technik.
Die Strahlung kürzerer Wellenlängen, im allgemeinen von 0.49^ be
ginnend (Grün), bis zu der der Röntgenstrahlen hinab, ist besonders geeig
net, chemische Veränderungen in den von ihr getroffenen Stoffen zu be
wirken, obgleich selbst bei strahlenden Körpern von so hoher Temperatur
wie bei der Sonne ihre absolute Energie bald recht gering wird. Die chemi
sche Wirkung ist aber keineswegs auf diese Strahlen allein beschränkt; es
gibt eine Anzahl von Körpern, meist ziemlich komplizierte chemische Ver
bindungen, auf die auch andere Strahlungen, sogar bis ins Ultrarot hinein,
eine chemische Wirkung ausüben.
Daguerreotypie und Kollodiumverfahren. Die Kenntnis von der chemi
schen Wirkung des Lichtes ist schon sehr alt. Daß gewisse Metallverbindungen
sich besonders auffällig im Lichte verändern, ist bereits seit dem 16. Jahr
hundert bekannt. Eine genauere Untersuchung über das Verhalten des Chlor
silbers ist im Jahre 1777 von Scheele veröffentlicht worden, und von dieser
Zeit an beginnen die eigentlich wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete
der Photographie, die bald zu einer Reihe von Verfahren führten, durch die
Kopien von Kupferstichen und Glasgemälden hergestellt werden konnten.
Bei allen diesen Verfahren mußte das Licht die ganze Zersetzung der be
treffenden Verbindungen besorgen, wie noch jetzt bei den meist gebräuch
lichen Kopierverfahren ohne Entwicklung; es war also eine sehr lange Ein
wirkung einer sehr intensiven Lichtquelle erforderlich. Praktische Bedeutung
erlangte die Photographie erst, als man lernte, das Licht nur zur Einleitung
des chemischen Prozesses zu benutzen (latente Bilder), die eigentliche Zer
setzungsarbeit aber auf rein chemischem Wege zu leisten.
Der erste, der ein solches Verfahren erfand (1839), war Daguerre, nach
dem er sich jahrelang mit Vorversuchen, zum Teil in Gemeinschaft mit
Niepce, beschäftigt hatte.
Das Verfahren bei der Daguerreotypie ist das folgende: Eine stark ver
silberte Kupferplatte wird nach vorhergegangener Politur und sorgfältiger
Reinigung in einem geschlossenen Kasten den Dämpfen von Jod oder Brom
ausgesetzt. Die Platte überzieht sich hierdurch mit einer dünnen Schicht von
Jod- bzw. Bromsilber, deren Lichtempfindlichkeit von der Dauer der Ein
wirkung der Dämpfe, also von der Dicke der gebildeten Schicht, abhängt.
Die Platte wird nun belichtet und dann in einen Kasten gebracht, in dem
sich erwärmtes Quecksilber befindet. Die Dämpfe des Quecksilbers rufen in
wenigen Minuten das latente Bild hervor, indem sie sich an den Stellen, wo
das Jodsilber der Lichtwirkung ausgesetzt war, in Form von sehr feinen
Tröpfchen niederschlagen. Durch Baden der Platte in einer Lösung von unter