IV. Die Himmelsphotographie
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schwefligsaurem Natron wird das nicht zersetzte Jodsilber entfernt und da
mit das Bild vorläufig fixiert. Das definitive Fixieren geschieht durch Einlegen
der Platte in eine Chlorgoldlösung, wodurch die Lichtstellen des Bildes, die
vorher bläulich waren, rein weiß werden.
Die geringe Empfindlichkeit und die große Umständlichkeit des Daguerre-
schen Verfahrens bedingen dessen geringe Verwertbarkeit in der Astronomie,
die sich ausschließlich auf Sonnenaufnahmen beschränkt.
Das Verfahren mit nassem Kollodium wurde im Jahre 1850 von Le Gray
vorgeschlagen, aber in einer für die Praxis nicht brauchbaren Form; ein
geführt wurde es erst von Archer im Jahre 1851, und es verdrängte die
Daguerreotypie bald gänzlich.
Eine sehr sorgfältig gereinigte Glasplatte wird mit Kollodium, einer Lö
sung von Schießbaumwolle (Pyroxylin) in Alkohol und Äther, dem eine ge
ringe Menge Jodkalium zugesetzt ist, übergossen. Das Lösungsmittel verdunstet
sehr schnell und hinterläßt das Pyroxylin als eine sehr feine, strukturlose
Haut, die als Träger des photographischen Prozesses dient. Sobald das Häut
chen angetrocknet ist, wird die Platte einige Minuten in eine Lösung von
salpetersaurem Silber gelegt, wodurch sich in dem Häutchen ein äußerst
feiner Niederschlag von Jodsilber bildet, der es undurchsichtig weiß erscheinen
läßt. Die aus dem Silberbade genommene Platte muß unmittelbar, etwa
innerhalb einer Viertelstunde, verwendet werden, denn sie wirkt nur, solange
sie noch feucht ist; auch darf sie nicht abgespült werden, da die anhaftende
Lösung von salpetersaurem Silber bei der nun folgenden Entwicklung eine
wichtige Rolle spielt. Zum Entwickeln hat man fast ausschließlich Eisen
vitriol angewendet, dem Eisessig oder einige Tropfen Schwefelsäure sowie
Alkohol zugesetzt werden, damit die Kollodiumhaut den Entwickler gut an
nimmt. An den belichteten Stellen der Platte wird das Jodsilber durch das
Eisensalz zu Silber reduziert, das sich nun als schwarzer Niederschlag im
Kollodiumhäutchen ausscheidet. Das Fixieren erfolgt durch Auflösen des
nicht zersetzten Jodsilbers in unterschwefligsaurem Natron oder in Cyan
kalium.
Eine Verbesserung des Verfahrens wurde durch die Erfindung der Kol
lodiumemulsionen herbeigeführt. Den Gedanken hierzu hatte Gaudin bereits
im Jahre 1853 ausgesprochen, während seine ersten praktischen Erfolge in
das Jahr 1861 fallen. Zu dieser Zeit entstand eine ganze Reihe von Emul
sionen, bis 1864 von Sagre und Bolton die Bromsilberemulsion im Kollo
dium als das beste derartige Verfahren erkannt wurde. Das Wesen der ver
schiedenen Emulsionsmethoden besteht darin, das lichtempfindliche Silber
salz für sich darzustellen und dann in fein verteiltem Zustande in dem dick
flüssigen Kollodium mechanisch zu suspendieren. Mit diesem Kollodium, der
Emulsion, werden die Platten übergossen und können nach dem Trocknen
mehr oder weniger lange Zeit aufbewahrt werden, ohne zu verderben.
Die Bromsilberplatten. Schon im Jahre 1847 sind von Niepce Versuche
angestellt worden, Gelatine als Träger der lichtempfindlichen Stoffe zu be
nutzen; aber erst im Jahre 1871 erfand Maddox das Bromsilber-Emulsions
verfahren mit Gelatine, das nach einer Reihe von weiteren Verbesserungen
eine solche Bequemlichkeit und dabei so außerordentliche Empfindlichkeit
bietet, daß es alle anderen Negativmethoden fast vollständig verdrängt hat.