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Einleitung
zweigungen angehört, als Astrophysik bezeichnet. Die Astrometrie umfaßt
dann alles, was mit der Ortsbestimmung am Himmel zusammenhängt, d. h.
mit der Bestimmung der Richtung, in der ein Gestirn oder bei ausgedehnten
Objekten ein bestimmter Punkt eines Gestirns gegenüber anderen festge
legten Richtungen erscheint. Bei bewegten Objekten ergibt sich hieraus als
Aufgabe der Astrometrie die Festlegung der scheinbaren Bahn am Himmel.
Das stellt etwa in einem kurzen Satze die umfangreiche Aufgabe der prak
tischen oder sphärischen Astrometrie dar. Es ist weiter die Aufgabe der
theoretischen Astronomie, unter Zugrundelegung des Gravitationsgesetzes,
aus den Beobachtungen die wirklichen Bahnen der Himmelskörper, sow T ohl
im Sonnen- als auch im Fixsternsystem, mit anderen Worten, die mecha
nische Konstitution des uns zugänglichen Weltalls zu ermitteln. Alle übrigen
Aufgaben der Himmelsforschung gehören zur Astrophysik. Das ist sowohl
die praktische als auch die theoretische Anwendung der Physik — wobei
die Chemie immer als eingeschlossen zu betrachten ist — auf die Beobach
tung und auf die Erforschung des Wesens der Himmelskörper. Wir werden
aber sehen, daß aus praktischen Gründen und aus der historischen Ent
wicklung heraus die Grenze erweitert werden muß.
Mit einer einzigen Ausnahme werden uns die Vorgänge im Weltall allein
durch den Lichtstrahl vermittelt. Diese Ausnahme ist aber gerade geeignet,
im einfachsten und klarsten Fall die Grenzlinie zwischen Astrometrie und
Astrophysik festzulegen. Ein helles Meteor leuchtet plötzlich am Himmel
auf, zieht seine glänzende Bahn, um nach wenigen Augenblicken unter ex
plosionsartigen Erscheinungen zu verschwinden und in Stücke zertrümmert
auf die Erde niederzufallen. Aus der Beobachtung des Meteors vermag der
Astronom zu berechnen, in welcher Bahn es in den Anziehungsbereich der
Erde gelangt ist; ob es, in elliptischer Bahn sich bewegend, bereits unserem
Sonnensystem angehört hat, oder ob es, mit hyperbolischer Geschwindigkeit
eilend, aus fernen Teilen des Weltalls kommt. Hier, mit dem Schluß des
kosmischen Bewegungsvorgangs, hört das Interesse des Astronomen auf.
Die weitere Arbeit übernimmt der Astrophysiker, der die aufgefundenen
Stücke des Meteors auf ihre Bestandteile untersucht, also die in ihm ent
haltenen Gesteine, Metalle und Gase feststellt, um über die physische Be
schaffenheit des Meteors Auskunft zu erhalten, eine Arbeit, die seit einigen
Jahrzehnten allerdings den Mineralogen mindestens ebenso interessiert, wie
den Astrophysiker.
Mit der eben geschilderten Ausnahme stellt der Lichtstrahl allein die
Verbindung her zwischen dem menschlichen Verstände und der Welt der
Gestirne; hierbei ist aber gleich darauf aufmerksam zu machen, daß Licht
strahl als ein umfassender Begriff zu betrachten ist, der seinen Namen nur
der auffälligsten seiner Eigenschaften verdankt. Charakterisiert wird der
Lichtstrahl, der hier als die Fortpflanzungsrichtung von Ätherschwingungen
betrachtet werden soll, durch drei Eigenschaften: die Richtung des Strahls, die
Länge der Ätherwellen und die Energie der Ätherschwingungen. Da alles,
was mit der Ermittelung der Richtung des Lichtstrahls zusammenhängt, in
das Gebiet der Astrometrie gehört, so scheidet die erste Eigenschaft für uns
hier vollständig aus. Auf die beiden anderen Eigenschaften beziehen sich
dagegen die beiden Hauptgebiete der Astrophysik. Alles, was mit der Unter