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A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
durchaus nicht ohne weiteres als einfaches Maß der geleisteten Lichtarbeit
zu betrachten, und damit tritt eine außerordentliche Erschwerung in der An
wendung der Photographie auf die Photometrie ein, deren Vernachlässigung
vielfach zu unrichtigen Schlüssen geführt hat. Wie vorsichtig man in dieser
Beziehung sein muß, mag das folgende Beispiel lehren.
Es sei eine Normalskala hergestellt mit Hilfe des S. 139 erwähnten Sen
sitometers. Das konstante Verhältnis zwischen den Helligkeiten je zweier
aufeinander folgender Felder ist nach dem Prinzip der rotierenden Sektoren
hergestellt. Hier bleibt also i konstant und die Belichtungsdauer t wird ge
ändert. Es soll nun mit Hilfe einer solchen Skala das Intensitätsverhältnis
zweier Stellen der Mondoberlläche ermittelt werden. Die Mondaufnahme
befindet sich auf derselben Platte wie die Normalskala, sie sind also auch
beide gleichzeitig entwickelt. Es sind demnach alle notwendigen Vorsichts
maßregeln berücksichtigt, und das Resultat der Vergleichung, die Stelle A ist
n mal heller als die Stelle B der Mondoberfläche, dürfte als durchaus ein
wandfrei erscheinen. Das ist aber nicht der Fall. Bei der Mondaufnahme
sind alle Stellen der Mondscheibe bei der gleichen Belichtungszeit erhalten
worden, die Dichtigkeitsunterschiede des Silberniederschlages sind also allein
durch Variation von i entstanden, während bei der Skala das Umgekehrte
der Fall war und t geändert wurde; da aber, wie wir gesehen haben, i und
t nicht miteinander vertauscht werden dürfen, so ist das Resultat nicht rich
tig. In diesem Falle hätte die Normalskala nicht nach dem Prinzip der rotie
renden Sektoren hergestellt werden dürfen, sondern nach einem solchen, bei
dem die Variation der Intensität zugrunde liegt, z. B. durch Lichtabschwächung
mittels Polarisation oder absorbierender Medien.
Die bisherigen Erörterungen haben sich nur auf die photographisch
photometrische Vergleichung von Flächenhelligkeiten bezogen. Bei der Mes
sung von Punkthelligkeiten, mit der wir es bei den Sternen zu tun haben,
wird es daher nötig sein, das kreisförmige Bild von unhomogener Schwär
zung durch ein anderes von gleichmäßiger Schwärzung zu ersetzen. Das
kann in verschiedener Weise geschehen, am einfachsten durch Aufnahme
außerhalb der Brennebene, wobei sich jeder Stern als Scheibe abbildet. Man
erhält dabei allerdings einen sehr bedeutenden Verlust an Lichtstärke, was
aber für Untersuchungen an hellen Sternen ohne Belang ist. Vorteilhafter
aber umständlicher ist die von Schwarzschild angewendete Schraffiermethode,
bei der die Aufnahme in der Brennebene erfolgt, durch eine geeignete Be
wegung der Kassette aber dafür gesorgt wird, daß das Bild eines jeden Sterns
allmählich ein kleines Feld überdeckt und schwärzt.
Daß auf dem Wege der Schwärzungsmessung sehr zuverlässige Ergebnisse
erzielt werden können, haben die Arbeiten von Schwarzschild, Parkhurst,
Hertzsprung u. a. einwandfrei erwiesen. Zur Erzielung der erreichten hohen
Genauigkeit der Messungen hat das von Hartmann erfundene Mikrophotometer
sehr wesentlich beigetragen. Wie schon der Name sagt, dient das Instrument
(Abb. 118) zur photometrischen Messung sehr kleiner Flächen. Es besteht aus
einem gebrochenen Mikroskop, das in dem Okular A die gleichzeitige Beobach
tung einer Schwärzungsskala bei D und des extrafokal aufgenommenen Sterns
bei G gestattet. Die Beleuchtung erfolgt von R aus durch die mattweißen Re
flektoren T und S. Das Seitenlicht wird durch lichtdichte Blenden abgehal