IV. Die Hirnmeisphotographie
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Abb. 118. Hartmannsches Mikrophotometer.
ten. Blickt man bei A in das Okular, so wird der LuMMER-BRODHUNSche
Würfel В von dem eingestellten Feld des Absorptionskeils bei D ausgefüllt,
bis auf die winzige, 0.1 bis 0.4 mm im Durchmesser fassende Belegung der
einen Prismenhypotenuse, auf der durch das untere Mikroskopobjektiv ein
Bild des extrafokalen Sternscheibchens
entworfen wird. Durch meßbare Ver
schiebung des Schwärzungskeils К mit
tels des Triebes E wird Helligkeitsgleich
heit hergestellt, d. h. der Fleck zum Ver
schwinden gebracht. Das Hilfsokular C
dient lediglich zur Einstellung auf den
zu messenden Stern und zur Kontrolle
der Plattenlage während der Beobach
tung. Die visuelle Photometrie größerer
Schwärzungsflächen wie sie bei Mond-, у/У/
Planeten- und Spektralaufnahmen Vor
kommen, ist gegenwärtig völlig durch
die weit leistungsfähigeren selbstregi
strierenden photoelektrischen Apparate von Koch u. a. verdrängt, über die
bereits auf S. 118 ff. die erforderlichen Angaben gemacht worden sind.
Messung der Scheibendurchmesser. Bei den schwächsten Sternen ist
die Methode der extrafokalen Aufnahmen nicht mehr anwendbar und man
muß ein anderes Verfahren einschlagen.
Es ist seit der ersten Anwendung der Photographie auf die Aufnahme
des gestirnten Himmels bekannt, daß sich die Sterne als Scheibchen abbilden,
deren Durchmesser sowohl mit der Helligkeit der Sterne als auch mit der
Dauer der Exposition zunimmt. Man kann daher auf den photographischen
Platten die Helligkeitsunterschiede der Sterne mit derselben Leichtigkeit er
kennen wie bei der direkten Betrachtung; damit ist für die Photometrie eine
neue Methode gegeben, die sich von der visuellen so wesentlich unterschei
det, daß zwischen beiden eigentlich gar keine Ähnlichkeit besteht. Bei dem
zu besprechenden Verfahren werden nämlich die Intensitätsunterschiede in
Längendifferenzen umgewandelt, deren Bestimmung durch physiologische
Eigentümlichkeiten keine Grenze gesetzt ist, sondern nur durch die Unvoll
kommenheiten der Methode und der Apparate. Das ist ein ganz enormer Vorzug
der photographischen Methode vor der visuellen, den bereits Bond um das
Jahr 1857 erkannt hat: „Photographien von Sternen ungleicher Helligkeit
bieten deutliche Unterschiede in Gestalt und Intensität dar, wenn ihre mit
gleicher Expositionszeit erhaltenen Bilder miteinander verglichen werden;
es drängt sich sofort die Möglichkeit auf, sie nach einer Skala ihrer photo
graphischen oder chemischen Größen zu ordnen, welche analog der gewöhn
lichen visuellen Skala ist, sich aber von ihr wesentlich durch die Tatsache
unterscheidet, daß sie auf wirkliche Messungen gegründet werden kann, gegen
über den vagen und ungewissen Schätzungen, auf die sich die Astronomen
bisher beschränkt haben, um die relative Helligkeit der Sterne in Zahlen aus
zudrücken.“
Auch bei der Durchmessermethode hat sich sehr bald gezeigt, daß die
Verbreiterung der Sternscheibchen keinem ganz einfachen Gesetz folgt, son-