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A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
dem von dem Objektivtypus, der Brennweite, der Plattensorte und der Ex
positionszeit wesentlich abhängt; dementsprechend läßt sich eine bestimmte
Durchmesserformel nicht ohne weiteres auf ein anderes Instrument Übertragern
Wohl die häufigste Verwendung haben die empirischen Formeln
m — a + b log d (Charlier)
und m = a + bV d (Christie)
gefunden, wo m die Sterngröße, a und b zwei von Instrument, Platte, Expo
sitionszeit und Entwicklung abhängige, aus weißen Sternen bekannter Hellig
keit abgeleitete Konstanten und d den gemessenen Scheibchen
durchmesser bezeichnet. Bei geringen Helligkeitsdifferenzen wird
man oft sogar mit der linearen ScHEiNERSchen Formel
m = a -p bd, •
auskommen, wo a und b wieder aus bekannten Helligkeiten zu be
stimmende Konstanten darstellen.
Da die Sterne ohne Rücksicht auf ihre Helligkeit punktförmige
Objekte sind, erscheint zunächst ihre Vergrößerung in der photo
graphischen Abbildung merkwürdig. Es ist eine ganze Reihe von
Ursachen vorhanden, aus deren Zusammenwirken die Verbrei
terung der Sternscheibchen resultiert. Man hat zunächst an die
Reflexion des Lichtes gedacht, die an der Stelle des Bildpunktes von
den beleuchteten Bromsilberpartikeln nach der Seite hin stattfin
det; daß dies aber nicht die alleinige Ursache sei, hat M. Wolf
gezeigt. Er ließ den Bildpunkt eines Sterns auf einen schmalen,
undurchsichtigen Gitterstrich fallen, so daß auf der Platte über
haupt kein primärer Lichtpunkt vorhanden war. Trotz
dem erschienen auf beiden Seiten des Striches die Seg
mente des Sternscheibchens, und zwar von derselben
Größe wie bei Aufnahmen ohne Gitterstrich.
Eine Erklärung der Erscheinung auf Grund der
üblichen Objektivfehler hat Scheiner versucht. Die
verbreiterten Sternscheibchen besitzen die Eigenschaft,
daß sie zuerst, solange sie klein sind, scharf begrenzt
erscheinen; erst von einem gewissen Durchmesser an beginnt der Rand
verwaschen zu werden, bis schließlich bei sehr großen Scheiben dieVerwaschen-
heit eine größere Ausdehnung besitzt als der schwarze Kern. Die Intensitäts
kurve hat also die Form der in Abb. 119 punktiert gezeichneten steilen Kurve,
deren Entstehung man sich folgendermaßen denken kann.
In der Nähe des Bildpunktes B wirken zunächst die Diffraktion d, sphä
rische und chromatische Aberration (s und c) und innere Reflexion r in der
Schicht. Diese Intensitätskurven mögen in der Abbildung durch die ausge
zogenen Linien angedeutet sein; sie erreichen die Wirkungsschwelle schon
alle nahe beim Bildpunkt. Die fünfte Kurve f möge nun den Tntensitätsver-
lauf der durch die unregelmäßigen Fehler des Objektivs verursachten Licht
zerstreuung darstellen; diese Kurve hat die Eigenschaft, erst in weit größerer
Entfernung von der Achse den Schwellenwert zu erreichen, also sehr viel
J
B
Abb. 119. MulmaßHche
Entstehung der photogra
phischen Sternscheibchen.