Full text: Astrophysik

B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen 
Forschung. 
V. Die Sonne. 
Um die Resultate verstehen zu können, zu denen man in bezug auf die 
physische Konstitution der Himmelskörper gelangt ist, ist die Kenntnis der 
rein astronomischen Ergebnisse als Grundlage erforderlich, und es muß diese 
deshalb hier vorausgesetzt werden. Aber entsprechend dem bereits in der 
Einleitung Gesagten läßt sich eine scharfe Grenze zwischen Astrometrie und 
Astrophysik nicht ziehen, ja, die Innehaltung einer solchen ist nicht einmal 
wünschenswert. So werden denn in dem zweiten Teil dieses Werkes auch 
häufig rein astrometrische Daten mit aufgeführt werden, deren Zusammen 
hang mit den physischen Phänomenen und Theorien vielleicht erst allmäh 
lich zu erkennen sein wird. 
Im ersten Abschnitt soll versucht werden, so weit als möglich über die 
Natur der Sonne ins klare zu kommen. Es sind hierfür zwei Gründe maß 
gebend: einmal der Umstand, daß die Sonne als Zentralmasse und als Wärme- 
und Lichtspender für uns der wichtigste Himmelskörper ist, und daß die 
Untersuchung ihrer Strahlung als Grundlage für die Untersuchungen an 
den übrigen Körpern unseres Sonnensystems zu dienen hat; dann aber die 
Tatsache, daß die Sonne ein Fixstern ist, und zwar der einzige, der infolge 
seiner Nähe eine genauere Untersuchung möglich macht. Die an der Sonne 
gewonnenen Kenntnisse dienen daher mit als Grundlage für die Erforschung 
der Fixsterne. So ergibt sich als naturgemäße Reihenfolge der einzelnen 
Abschnitte die Behandlung der Sonne, der Planeten, Monde und Kometen, 
der Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen. 
13. Die Erscheinungen der Sonnenoberfläche. 
Größe und Helligkeit der Sonne. Bei der Betrachtung mit schwach be 
waffnetem, durch dunkle Gläser geschütztem Auge erscheint die Sonne als 
scharf begrenzte kreisrunde Scheibe, deren Helligkeit von der Mitte nach 
dem Rande zu abnimmt. In nicht seltenen Fällen sind dunkle Flecken auf 
der Scheibe zu erkennen. Um die Phänomene, die sich auf der Sonnen 
scheibe zeigen, ihrem Umfange und ihrer Bedeutung nach verstehen zu 
können, ist eine Vorstellung von den wahren Größenverhältnissen erforder 
lich, wie sie sich aus den gemessenen Winkelwerten und der bekannten 
Entfernung der Sonne ergeben. 
Der Winkeldurchmesser der Sonnenscheibe beträgt etwas über einen 
halben Grad; der genaueste bisherige Wert für denselben bei mittlerer Ent
	        
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