184
B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
und es entsteht ein scheinbarer Defekt am Rande. Ähnliche Veränderungen
des Sonnenrandes werden bemerkbar, wenn sich größere Fackelgruppen da
selbst befinden. Diese reichen manchmal deutlich über den Rand hinüber,
doch handelt es sich wahrscheinlich auch hier um eine nicht reelle Erschei
nung, bei visuellen Beobachtungen um Irradiation, bei photographischen
Aufnahmen um eine Solarisationswirkung.
Periodischer Verlauf der Fleckenerscheinung. Die Anzahl der Sonnen
flecken ist wie ihre Größe eine außerordentlich stark wechselnde. Es gibt
Zeiten, zu denen tagelang auch nicht der kleinste Fleck auf der Sonne zu
erkennen ist, während zu anderen Zeiten vielleicht ein ganzes Jahr lang
die Sonne niemals fleckenfrei erscheint. Man hat schon früh erkannt, daß
dieser Wechsel ein periodisches Verhalten zeigt, wenngleich im einzelnen
die Periode nicht genau innegehalten wird.
Zur Ermittelung der Sonnenfleckenperiode können verschiedene Wege
beschritten werden. Am richtigsten würde es wohl sein, täglich die Größe
des von den Flecken eingenommenen Areals zu messen und als Maximum
der Erscheinung die Zeit des größten, als Minimum die Zeit des kleinsten
Areals zu betrachten. Das ist aber ein recht zeitraubendes und umständliches
Verfahren und ist jedenfalls in den früheren Zeiten, die zur Ermittelung der
Periode zweckmäßig mit herangezogen werden, nicht geschehen. Man hat
meist nur die Zahl der Sonnenflecken notiert. Diese Zahl allein zur Be
stimmung der Maxima und Minima zu nehmen, ist aber sicherlich nicht richtig;
denn ein großer Fleck zeugt doch sicherlich von einer größeren Tätigkeit inner
halb der Sonnenphotosphäre als ein kleiner. Ferner würde es sich fragen,
ob man eine Fleckengruppe als einzelnen Fleck rechnen soll, oder ob die
Zahl der in ihr enthaltenen Einzelgebilde anzugeben ist. Diesen Schwierig
keiten hat der Züricher Astronom R. Wolf, der sich auf dem Gebiete der
Sonnenfleckenforschung durch jahrelang fortgesetzte, umfangreiche Unter
suchungen die größten Verdienste erworben hat, durch die Einführung seiner
sogenannten Relativzahlen zu begegnen versucht. Er zählte täglich sowohl
die Anzahl der Fleckengruppen als auch die in ihnen enthaltenen einzelnen
Flecken. Da nun die Bildung eines neuen Fleckengebiets eine stärkere Zu
nahme der Tätigkeit innerhalb der Photosphäre andeutet als die Entstehung
eines neuen Flecks in einer schon vorhandenen Gruppe, so legte er der
Gruppenzahl ein beträchtlich höheres Gewicht bei als der Fleckenzahl, und
zwar das zehnfache. Bezeichnet man demnach die Zahl der vorhandenen
Gruppen mit g, die der einzelnen Flecken mit f , so bezeichnete er als Maß
für die Fleckenhäufigkeit die Zahl r, wo
. , r = 10 p -j- f
gesetzt wird.
Die so erhaltene Relativzahl ist aber als einheitliches Maß nur für einen
bestimmten Beobachter an einem bestimmten Fernrohr zu betrachten, da die
Sichtbarkeit der kleineren Flecken vom Beobachter und Fernrohr abhängt.
Um also die Zählungen verschiedener Beobachter zu einem gleichartigen Ma
terial zu vereinigen, müssen die Relativzahlen mit verschiedenen Gewichten
belegt werden.
Wolf und sein Nachfolger Wolfer in Zürich haben Fleckenzählungen
bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts zurück verwerten können und aus ihnen