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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
Abb. 153. Struktur der Korona über einer großen Protuberanz am 30. August 1905.
(Zeichnung nach Aufnahmen der Hamburgischen Expedition.)
totalen Sonnenfinsternis vom 28. Mai 1900 angefertigt ist. An beiden Polen
sind verhältnismäßig kurze Strahlen in fächerförmiger Ausbreitung vor
handen; in den übrigen Randteilen tritt Büschelbildung auf, die Strahlen
werden länger und biegen scharf um, so daß sie dem Äquator nahe parallel
laufen. • Der allgemeine Umriß der Korona ist also hier schwalbenschwanz
förmig und zwar im wesentlichen nach dem Sonnenäquator orientiert. Es
läßt sich dabei nicht verkennen, daß die größte Ausdehnung der Korona
zur Zeit eines Fleckenminimums nahe in den Gebieten liegt, wo sonst die
Flecken und die Protuberanzen ihre größte Häufigkeit besitzen, ja, es ist be
reits in einzelnen Fällen gelungen, den Ursprung einzelner Koronastrahlen
auf bestimmte Flecken oder Protuberanzen zurückzuführen. Daß der Zu
sammenhang mit Protuberanzen zuweilen in sehr augenfälliger Form be
steht, lehrt der Anblick von Abb. 153. Im Fleckenmaximum ist die Verteilung
der Korona über den Sonnenrand bei verstärkter Intensität weit regelloser als
in einem Minimum (Abb. 151 u. 159). Im Übergang von einem Maximum zum
Minimum befand sich die Sonne z. B. während der Totalität am 27. Juli 1896,
die hier (Abb. 152) nach einer russischen Aufnahme wiedergegeben ist.
Die Helligkeit der Korona ist wie ihre Ausdehnung sicher eine wechselnde,
aber es hält schwer, zuverlässige Angaben hierüber zu machen. Die Messung
innerhalb der kurzen Zeit der Totalität ist an sich naturgemäß recht ungenau,
und so weichen denn die verschiedenen Resultate sehr stark voneinander ab.
In Helligkeiten des Vollmondes ausgedrückt, dürfte die Gesamthelligkeit etwa
zwischen die Grenzen 0.5 und 4 eingeschlossen sein. Erschwert werden die
Beobachtungen in erster Linie dadurch, daß es dabei kaum möglich ist,
die Wirkung des diffusen Tageslichtes anders als schätzungsweise in Rech
nung zu ziehen.