Full text: Astrophysik

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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung 
von hoher Temperatur wird im Kern durch merklich kühlere Dämpfe, in 
denen das Titanoxyd vorherrscht, sehr stark absorbiert, sowohl selektiv als 
allgemein, oder sie erleidet Einbuße durch starke Diffraktion. Das Niveau 
der Penumbra liegt tiefer als dasjenige der unmittelbaren Umgebung des 
Flecks. Die Brücken, die auf den Fleckenkernen erscheinen, sind photosphä 
rische Massen, deren Niveau etwa demjenigen der Fackeln entspricht; sie 
werden durch horizontale Strömungen über den Fleck hinweggeführt. Alle 
photosphärischen Erhebungen, also die Fackeln und die helleren Körner der 
Granulation, verdanken ihre größere Helligkeit wahrscheinlich auch einer 
erhöhten Temperatur. 
Die Protuberanzen sind Ausströmungen von Wasserstoff, Helium und 
Kalzium; ihre Dichtigkeit ist verschwindend gering, so daß die Zahl der Mole 
küle, die in Schichten von Tausenden von Kilometern getroffen werden, etwa 
derjenigen in den wenigen Raummillimetern einer Geissler sehen Röhre gleich 
kommt. In der Korona, in die sie sich erheben, ist die Dichtigkeit der Gase 
noch außerordentlich viel geringer und liegt unterhalb aller Vorstellbarkeit. 
Die hier vorhandenen festen oder flüssigen Teilchen sind vielleicht meteo 
rischen Ursprungs. Ob die Strahlen der Korona auf rein mechanischem oder 
elektromagnetischem Wege oder durch Strahlungsdruck zustande kommen, 
ist zur Zeit nicht zu entscheiden; wahrscheinlich liegt eine einheitliche Ur 
sache überhaupt nicht vor. 
4. Der Grund des periodischen Wechsels in den solaren Erscheinungen 
ist in Vorgängen im Innern der Sonne begründet; er ist wahrscheinlich ge 
geben durch die Rotation der Sonne, durch die die Geschwindigkeiten von 
Massen, die auf- oder absteigen, oder die in den Richtungen von und zu den 
Polen strömen, von derjenigen ihrer Umgebung verschieden sind. Die Be 
schränkung im Auftreten der Flecken auf die beiden Zonen in der Nähe des 
Äquators beruht wahrscheinlich auf derselben Ursache. Eine nicht rotierende 
Sonne würde wahrscheinlich keine zonenartigen Fleckenphänomene und auch 
keine Perioden der Fleckentätigkeit aufweisen. 
Ganz besonders soll die schon mehrfach vertretene Überzeugung her 
vorgehoben werden, daß die sämtlichen uns sichtbaren Phänomene auf der 
Sonne zwar in ungeheuren Räumen, aber in höchst unbedeutenden Massen 
von ganz außerordentlich geringer Dichte vor sich gehen, in Massen, die 
gegenüber der Gesamtmasse der Sonne geradezu ein Nichts sind. Diese Er 
kenntnis ist eigentlich betrübend; denn sie besagt, daß ein gewaltiges Maß 
von Arbeit und Scharfsinn auf Vorgänge im Weltall aufgewendet wird, die 
ihrem Wesen und ihrer Wirkung nach höchst unbedeutend sind. Und doch 
darf dies nicht von weiterer energischer Arbeit auf dem Gebiete der Sonnen 
forschung abhalten. Alle unsere Anschauungen über die physische Be 
schaffenheit der Fixsterne greifen ja schließlich auf Vorgänge auf der Sonne 
zurück; in rein wissenschaftlicher Beziehung kommt es auch niemals auf 
die Bedeutung des untersuchten Gegenstandes an, sondern nur darauf, daß 
wir durch die aufgewendete Mühe der wahren Naturerkenntnis möglichst 
nahekommen.
	        
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