Full text: Astrophysik

260 
B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung 
Gestalt, sie sind vor allen Dingen sehr viel größer als diese. Der den Krater 
umschließende, oft mehrfache Wall erhebt sich in langsamer Steigung von 
der Umgebung; der Böschungswinkel beträgt durchschnittlich nur 7°. Nach 
innen fällt er dagegen steil ab, mit durchschnittlich 25° Neigung; doch kommen 
sehr viel stärkere Neigungen vor. Der im allgemeinen ziemlich ebene Innen 
raum der Krater liegt stets etwas tiefer als die Umgebung. Die größeren 
Krater haben gewöhnlich einen Zentralberg, der meistens niedriger als der 
Wall zu sein pflegt. Die größten Krater weisen sogar Zentralgebirge mit 
mehreren Spitzen auf, so z. B. Kopernikus und Gassendi. Eine einzige Aus 
nahme von der Regel bietet der Krater Wargentin, der fast bis zum Rande 
ausgefüllt ist, so daß seine innere Ebene ohne Zentralberg wesentlich über 
dem Niveau der Umgebung liegt und einen Tafelberg darstellt. Bei den 
kleinsten Kratern oder Kratergruben, die einen Durchmesser von 500—2000 m 
haben mögen, fehlt oft der Wall. Die kreisrunden Vertiefungen werden 
dann überhaupt nur an der Lichtgrenze, also bei sehr schräger Beleuchtung 
sichtbar. 
Die Zahl der kleineren Krater und Gruben ist eine außerordentlich hohe. 
Zuweilen, wie in der Gegend des Stadius, liegen einige größere reihenweise 
so dicht zusammen, daß sie eine richtige Perlschnur bilden, wahrscheinlich 
ist aber der ganze Boden der Mondoberfläche von ihnen übersät. So lassen 
sich an der Lichtgrenze im Inneren von Plato etwa 40, im Ptolemäus mehr 
als 80 winzige Krater von kaum 300 m Durchmesser zählen. Die größten 
Krater bzw. Wallebenen besitzen einen Durchmesser bis zu 250 km und 
entsprechen an Größe etwa Böhmen oder Siebenbürgen. Auf eine gewisse 
Ähnlichkeit dieser beiden, von Gebirgen umgebenen Länder mit den großen 
Mondkratern ist schon früh aufmerksam gemacht worden; sie ist aber nur 
eine sehr oberflächliche. 
Sehr häufig gruppieren sich kleine Krater auf dem Wall der größeren, 
sowohl auf dem Kamm als auch an den Böschungen. Hierbei durchbrechen 
diese kleinen Krater stets den Wall des größeren und zeigen dabei eine 
selbständige ungestörte Ausbildung. Die großen Krater haben sich daher 
zuerst, die kleinen zweifellos später gebildet, ja, die Größe eines Kraters ist 
geradezu ein Zeichen seines Alters. Man muß daher entweder annehmen, 
daß die kraterbildenden Kräfte in früherer Zeit größer waren als in späterer, 
oder, was vielleicht noch wahrscheinlicher ist, daß das Material des Mondes 
in früherer Zeit leichtflüssiger und zur Bildung großer Krater mehr geeignet 
war als später. 
Andere Gebilde der Mondoberfläche. Veränderungen. Die großen 
dunklen Tiefebenen des Mondes, die bereits dem bloßen Auge auffallen 
und Meere genannt werden, sind zwar teilweise von Gebirgen umgrenzt, 
aber keineswegs vollständig; ihre Gestalt ist jedenfalls unregelmäßig, so daß, 
vielleicht mit einziger Ausnahme des Mare Crisium, von einer Ähnlichkeit 
in der Bildung mit den großen Kratern keine Rede sein kann. Ihre Dunkel 
heit ist eine verschiedene; auch verschiedenartige Färbungen scheinen vor 
zuliegen, doch kommen sie visuell nur in geringem Maße zur Geltung. In 
der Nähe der Lichtgrenze, wo geringe Niveauunterschiede sichtbar werden, 
kann man bemerken, daß die Meere nicht völlig eben sind, sondern vielfach 
terrassenartige Absätze mit parallelem Verlaufe aufweisen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.