VI. Die Planeten, Monde und Kometen
Abb. 171. Ringgebirge Flato und die Kraterruine des Sinus Iridum (nach d. Pariser Mondatlas).
Sehr interessante, von Loewy und Puiseux hervorgehobene Gebilde am
Rande der Meere sind die versunkenen Krater. Sie treten als busenartige Ein
buchtungen auf, indem der nach dem Kontinent zu gelegene Teil des Walles
noch vorhanden ist, während der innerhalb des Meeres gelegene nicht mehr
sichtbar ist; diese Kraterruinen sind sehr zahlreich und kommen in allen
Größen vor. Die größte von ihnen, mit über 300 km Durchmesser, ist der
Sinus Iridum am Nordostrande des Mare Imbrium. Der ursprüngliche Krater
ist also der größte von allen gewesen. Spuren seiner ehemaligen Umwal
lung sind im benachbarten Teile des Mare Imbrium als abgetriebene Schollen
(Pico, Straight Range u. a.) leicht aufzufinden (Abb. 171).
Die merkwürdigsten und wohl am schwierigsten zu deutenden Oberflä
chengebilde des Mondes sind die hellen Strahlensysteme. Sie sind besonders
gut bei Vollmond zu beobachten und dann auch dem bloßen Auge sicht
bar. Sie bestehen aus hellen, meist geradlinig verlaufenden und von einem
Krater ausgehenden Streifen, die ganz ungehindert über Berge und Täler
zuweilen bis zu enormer Länge sich erstrecken (bei Tycho bis zu 60°). Sie
werfen keine Spur eines Schattens und werden auch durch die Librationsände-
rung nicht beeinflußt; sie sind also weder als Erhöhungen noch Vertiefungen,
sondern nur als Stellen zu betrachten, die besonders bei kleinen Einfalls
winkeln das Sonnenlicht stärker als ihre Umgebung reflektieren (Abb. 166).