VI. Die Planeten, Monde und Kometen
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auf unseren Flüssen; dabei wurden sie geradlinig abgekantet, und an diesen
geraden Rändern wuchsen sie bei fortschreitender Erstarrung der Mondober
fläche zusammen. Ergänzt man diese Ansicht dahin, daß die Schollenbil
dung bei den vorhin angenommenen sekundären Aufschmelzungen auftrat,
als die allgemeine Oberflächenfiguration bereits vorhanden war, so kann die
Erklärung wohl als vollauf befriedigend gelten.
Helligkeit und Albedo der Mondformationen. Die Untersuchung über
die Helligkeit und das Reflexionsvermögen der Mondoberfläche und damit
indirekt über die Art ihrer Zusammensetzung, also über ihre mineralogische
Beschaffenheit, ist früher gänzlich vernachlässigt worden.
E. Pickering hat als erster die Helligkeit der einzelnen Objekte bei Voll
mond mit dem Gesamtlicht des Mondes verglichen und so ein Verzeichnis zu
sammengestellt, in welchem dem hellsten Gebilde (Zentralgebirge im Krater
Aristarch) die Helligkeit 100 gegeben ist. Aus den Harvardmessungen würde
folgen, daß die dunkelsten Objekte nur den Glanz 0.6 besitzen, also um
5.5 m schwächer sind als Aristarch. Ohne Zweifel entsprechen diese Zahlen
nicht den wirklichen Verhältnissen. Genauere visuell-photometrische Mes
sungen von Wislicenus haben als größten Unterschied 2.3 m , die photogra
phisch-photometrischen Untersuchungen von Goetz sogar nur 1.0 m ergeben,
so daß die früher vermuteten abnormen Albedoverhältnisse der Mondober
fläche in Wirklichkeit nicht bestehen. Die starke Reflexion einiger Krater
ließe sich recht wohl durch spiegelnde Wirkungen erklären, wobei man an
glänzende, lavaähnliche Stoffe denken könnte. In der folgenden Tabelle sind
die durch Wirtz bearbeiteten Messungen von Wislicenus mitgeteilt, und
zwar sind die Ergebnisse in Größenunterschieden und als Helligkeitsfaktoren
angegeben. Die Werte beziehen sich auf den Zentralberg des Aristarch und
die Phase 0, d. h. Vollmondbeleuchtung.
Mondgegend
z/m
J
Mondgegend
z/m
J
Langrenus, Inneres . . .
+ 0.8 m
0.48
Sinus Medii, Zentrum . .
+ 1.4 m
0.28
Mare Crisium, „ ....
+ 2.2
0.13
Gegend N. von Lexell. .
0.0
1.00
Endymion, „ ....
+ 1.4
0.28
Plato, Inneres . . .
+ 1.6
0.23
MareFoecunditatis, östlich
Tycho, Zentralberg u.Wall [
+ 0.8
0.48
von Langrenus
+ 1.6
0.23
Mare Nubium, zentr. Teil
+ 1.7
0 21
Piccolomini, Inneres . . .
+ 1.1
0.36
Kopernikus, Zentralberg
+ 0.7
0.53
Mare Tranquillitatis, nörd-
Mare Imbrium, S.v. Helicon
+ 2.2
0.13
lieh von Torricelli . . .
+ 1.9
0.17
Ebene S. vom Kepler . .
+ 1.1
0.36
Plinius, Inneres
+ 0.6
0.58
Aristarch, Zentralberg .
0.0
1.C0
Mare Serenitatis, zentrales
Oceanus Procellarum, öst-
Gebiet
+ 1.9
0.17
lieh von Marius ....
+ 2.3
0,12
Werner, Inneres
+ 1.0
0.40
Grimaldi, nördl. Hälfte
+ 1.6
0.23
Das Problem der Albedobestimmung der Mondformationen ist verschie
dentlich in Angriff genommen worden, zum ersten Male von Wilsing und
Scheiner, und zwar mit Hilfe des Spektralphotometers. Zu diesem Zwecke
wurden die relativen Helligkeiten des Spektrums der hellen und dunklen
Teile der Mondoberfläche mit denjenigen des Sonnenspektrums verglichen;
hieraus wurde festgestellt, wie das auf die Mondoberfläche fallende Sonnen
spektrum bei der Reflexion verändert wird. Diese Veränderung ist ziem
lich beträchtlich, und zwar in dem Sinne, daß Rot und Gelb stärker vom