kung ausüben; sie ist aber außerordentlich gering und durch die besten
Messungen nicht nachweisbar. Und doch ist selbst in den Kreisen der Ge
bildeten die uralte Ansicht von der Beeinflussung des Wetters durch den
Mond festgewurzelt und nicht auszurotten. Vielleicht findet eine geringe vor
läufig nicht erklärbare Einwirkung des Mondes auf den Luftdruck in den Tro
pen und auf den Erdmagnetismus statt. Alles übrige ist Phantasie und
Einbildung.
Der Mars. Mars umkreist die Sonne in einer mittleren Entfernung von
228000000 km oder dem lV 2 fachen des Erdabstandes von der Sonne. Sein
Durchmesser beträgt 7012 km, also nur ungefähr die Hälfte desjenigen der
Erde, und bei einer mittleren Dichtigkeit von 0.65 ist seine Masse daher nur
0.11 der Erdmasse. Die Schiefe der Marsekliptik beträgt 24.6°, also sehr nahe
soviel wie der gleiche entsprechende Winkel auf der Erde. Eine große Ähn
lichkeit besteht auch in bezug auf die Rotation, die 24 h 37 m 22.6 s umfaßt,
so daß in einem irdischen Tage ein Umdrehungswinkel von 350.9° beschrie
ben wird.
Die Intensität der Sonnenstrahlung beträgt auf Mars weniger als die
Hälfte von derjenigen auf der Erde. Da nun der Planet, absolut genommen,
wesentlich älter ist als unsere Erde, wegen seiner Kleinheit aber relativ in
einem noch viel bedeutenderen Maße, so sind unter allen Umständen die
Temperaturen auf Mars beträchtlich tiefer als auf der Erde; in welchem Maße,
entzieht sich allerdings der genaueren Berechnung (vgl. S. 276).
Die Betrachtung der Marsoberfläche, auf die weiter unten näher einzu
gehen sein wird, lehrt durch die wesentliche Konstanz der erkennbaren Ein
zelheiten, daß der Blick in der Regel zweifellos bis zur eigentlichen Ober
fläche vordringt und nur selten und in beschränkter Weise durch Wolken ab
gehalten wird; die Sonnenstrahlung dringt also ebenfalls zu ihrem größeren
Teile bis zur Marsoberfläche vor. Es sind aber schon wiederholt Trübungen
ganzer Gebiete beobachtet worden; auch die Ausdehnung der weißen Polar
kappen hängt mit den Jahreszeiten auf Mars so innig zusammen, daß an
der Existenz einer Atmosphäre, und zwar einer wasserhaltigen, nicht ge-
zweifelt werden kann.
Ausschlaggebend sind in dieser Beziehung die spektroskopischen Beobach
tungen, die in der Weise vorgenommen worden sind, daß die Spektra von
Mars und Erdmond, wenn beide Gestirne gleiche Höhe besaßen, miteinander
verglichen wurden. Die ersten derartigen Beobachtungen von Huggins, Vogel,
Maunder lehrten, daß einige der atmosphärischen Liniengruppen im Mars
spektrum merklich kräftiger als im Mondspektrum erscheinen, in welch letz
terem sie durch unsere Atmosphäre allein verursacht sind. Es ist bei derar
tigen Beobachtungen erforderlich, daß die Dispersion des benutzten Spektro
skops nur schwach ist; bei stärkerer Dispersion zerfallen die atmosphärischen
Liniengruppen in ihre einzelnen Linien, deren Verstärkung nur sehr schwierig
zu erkennen ist. Auf diese Weise erklärt sich auch die sonst auffallende Tat
sache, daß Campbell mit dem großen Refraktor der Licksternwarte und einem
größeren Spektroskop das Vorhandensein einer Marsatmosphäre nicht kon
statieren konnte. Spätere Beobachtungen von Vogel, Wilsing, Scheiner,
Lowell u. a. haben die Verstärkung der atmosphärischen Liniengruppen im
Marsspektrum einwandfrei nachgewiesen, und es kann keinem Zweifel mehr
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