VI. Die Planeten, Monde und Kometen
271
bis auf Olbers (1801) zurück; ihre Zusammenstellung zeigt ziemlich große
Abweichungen, die aber doch nicht so stark sind, daß ihnen reelle Verände
rungen zugrunde liegen müßten. Dagegen sind die Unterschiede in der
Helligkeitsverteilung auf der Marsoberfläche so bedeutend, daß es möglich
ist, durch photometrische, speziell photoelektrische Messungen die Rotations
dauer zu bestimmen. Bei den auftretenden Farbenunterschieden der Mars
oberfläche würde zweifellos auch kolorimetrisch sich ein gleichartiges Er
gebnis erzielen lassen.
Der roten Farbe entspricht der beträchtliche Farbenindex des Planeten.
Mars ist photographisch um 1.38 m schwächer als visuell, gleicht also um die
Zeit der Erdferne auf Himmelsaufnahmen nur etwa einem Stern 3. Größe.
Als sphärische Albedo des Mars kann die Zahl 0.2 angenommen werden,
also nur wenig mehr als bei Merkur und dem Monde. Es ist dies eine Bestäti
gung der direkten Beobachtung, daß die Marsatmosphäre wenig dicht ist,
und die Sonnenstrahlung wesentlich von der Oberfläche des Planeten reflek
tiert wird.
In diesem Abschnitt mögen auch noch die Marsmonde Erwähnung finden.
Die beiden Trabanten, Phobos und Deimos, sind sehr lichtschwach, und
ihre Helligkeit ist wegen der Nähe des Mars schwierig zu bestimmen. Die
einzigen photometrischen Beobachtungen dürften diejenigen Pickerings sein,
der ihre Helligkeit mit derjenigen des sternförmig verkleinerten Marsbildes
verglich. Als Unterschied erhielt er für Phobos und für Deimos je 14.5 Größen
klassen. Das Gesamtlicht des Mars ist also über GOOOOOmal heller. Nimmt
man seine Helligkeit in der mittleren Opposition zu — 1.8 Größenklassen an, so
ergibt sich für die beiden Trabanten nicht besonders sicher die Größe 12.7 m .
Hieraus läßt sich unter der Annahme, daß die Albedo der beiden Monde
gleich derjenigen des Mars ist, ihr Durchmesser zu je 8.5 km berechnen. Die
photographische Helligkeit schätzt Kostinski auf 11.6 m bzw. 12.3 m .
Die Marsoberfläche. Dem Studium der Marsoberfläche ist seit Erfindung
des Fernrohrs große Aufmerksamkeit gewidmet worden. Schon früh hatte
man auf ihm helle und dunkle Flecken erkannt, insbesondere die weißen
Polarkappen, deren mit den Jahreszeiten wechselnde Ausdehnung von vorn
herein den Gedanken nahelegte, daß auf der Oberfläche und in der Atmosphäre
des Mars sehr nahe Beziehungen zu den entsprechenden Vorgängen auf
der Erde vorhanden seien. Es läßt sich nicht leugnen, daß diese Ähnlichkeit,
in weiterer Verbindung mit der Möglichkeit einer Bewohnbarkeit durch intel
ligente Wesen, die Beobachtungen stark beeinflußt hat und auch noch beein
flußt. Man findet leider sehr häufig die direkten Beobachtungsangaben un
mittelbar mit derartigen Bezugnahmen verknüpft, was mit der notwendigen
Objektivität wissenschaftlicher Beobachtungen keineswegs zu vereinbaren ist.
Schon mit kleineren Fernrohren von 4 Zoll an lassen sich in günstigen
Oppositionen die Hauptgebilde der Marsoberfläche erkennen: ein Wechsel
von hellen und dunklen Stellen, daneben die weißen Polarkappen. Ähnlich
wie auf dem Monde bezeichnet man die dunklen Flecke als Meere, die hellen
als Länder, ohne daß hierbei an die Existenz von wirklichen Meeren gedacht
zu werden braucht.
Nach Schiaparelli u. a. können die Oberflächengebiete des Planeten Mars
in zwei Klassen eingeteilt werden. Die erste ist diejenige, deren Teile in