VI. Die Planeten, Monde und Kometen
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eigentlich nur, wenn man Rotation und Spiegelung an einer Stelle der Ober
fläche eines stark unsymmetrischen Körpers annimmt.
Nachdem nun einmal mit Sicherheit eine Helligkeitsschwankung perio
dischen Charakters konstatiert war, hat man in den letzten Jahren bei vielen
anderen Kleinen Planeten, z. B. (7) Iris, (15) Eunomia, (77) Frigga, (345) Ter-
cidina u. a. ebenfalls solche zu finden geglaubt. Es unterliegt wohl keinem
Zweifel, daß einige der Beobachtungen reell sind; in den meisten Fällen jedoch
sind die Schwankungen zu gering und zu unregelmäßig, um sie mit Gewiß
heit verbürgen und weitere Schlüsse darauf aufbauen zu können.
Jupiter. Jupiter ist der mächtigste aller Planeten, so daß seine Scheibe
trotz der bedeutenden Entfernung von der Erde meist einen größeren
Durchmesser zeigt als Venus. Seine Helligkeit ist aber beträchtlich ge
ringer, da infolge der großen Entfernung von der Sonne seine Beleuchtung
durch letztere 27 mal kleiner ist. In der Opposition beträgt seine Sterngröße
— 2.5 m bis —2.0 ,n (Mittel — 2.29 m ) und sinkt bis zu seinem Verschwinden in
den Sonnenstrahlen nahe der Konjunktion auf etwa — 1.5 m . Die Hellig
keitsunterschiede umfassen also nur eine Größenklasse. Der Phasenwinkel
kann den Betrag von 12° nicht überschreiten, und trotz zahlreicher und sorg
fältiger Beobachtungen hat sich eine Abhängigkeit der Helligkeit vom Phasen
winkel nicht feststellen lassen, in Übereinstimmung mit der Theorie, wonach
der Phaseneinfluß nur 0.04 m für 1° betragen kann. Die Phasenwirkung ist
also ähnlich wie bei der Venus, so daß man auf eine ähnliche Oberflächen
beschaffenheit wie bei jener, also auf Wolkenbildung schließen kann. Damit
stimmt nicht bloß die direkte Erscheinung der Oberflächengebilde überein,
sondern auch die hohe Albedo von 0.6, die der der Venus nahe kommt.
Das Licht des Jupiter ist gelblichweiß, weißer als das Licht der Venus. Der
Farbenindex beträgt +0.5 m .
Da, wie wir weiter sehen werden, die Jupiteroberfläche starken periodi
schen Veränderungen unterworfen ist, so liegt die Möglichkeit vor, daß sich
dieselben auch in der allgemeinen Helligkeit äußern. Zieht man nur die
homogenen Müller sehen Beobachtungen in Betracht, so zeigt sich deutlich,
daß die Helligkeit von 1878 bis 1884, also von einem Minimum der Sonnen
flecken bis zum Maximum ständig zunimmt und von da an bis zum näch
sten Minimum wieder ständig kleiner wird. Es ist also hier ein paralleler Gang
beider Erscheinungen zu erkennen, doch muß daran erinnert werden, daß
die Umlaufszeit Jupiters sehr nahe mit der Sonnenfleckenperiode zusammen
fällt, so daß also auch an den Einfluß der durch die Exzentrizität der Jupiter
bahn verursachten Bestrahlungsänderungen gedacht werden kann.
Das Spektrum des Planeten Jupiter unterscheidet sich in seinen brech
bareren Teilen, Blau und Violett, in keiner Weise vom Sonnenspektrum,
wohl aber in den weniger brechbaren. Die Wasserdampfbänder erscheinen
kräftig und entschieden verstärkt, so daß kein Zweifel an der Existenz von
Wasserdampf in der Jupiteratmosphäre bestehen kann. Neu hinzu tritt
aber ein starkes breites Band in Rot, dessen Mitte bei der Wellenlänge
/1 6180 liegt. Es ist bis jetzt kein Gas auf der Erde gefunden worden, wel
ches eine entsprechende Absorption lieferte; dagegen enthalten die äußeren
Planeten Saturn, Uranus und Neptun dieses Gas in ihren Atmosphären in
verstärktem Maße (Abb. 185).