VI. Die Planeten, Monde und Kometen 283
filters die Begrenzung der Scheibe nur schwer aufzufassen, oft sogar kaum
zu erkennen ist. Sehr deutlich treten die Helligkeitsunterschiede der Scheibe
während des Vorüberganges eines der beiden innersten großen Jupitermonde
hervor, die etwa die gleiche Albedo haben, wie der mittlere Teil der Jupiter-
scheibe. Beim Ein- oder Austritt erscheinen diese Monde hell auf dunklem
Grunde, während sie nahe der Mitte der Scheibe verschwinden oder sich
sogar in grauer Tönung von letzterer abheben.
In kleinen Fernrohren mit schwacher Vergrößerung erscheinen die Strei
fen der Jupiteroberfläche ziemlich scharf und gleichförmig; bei Anwendung
stärkerer Hilfsmittel zeigen sie jedoch
eine sehr komplizierte Struktur mit
dunklen und hellen Flecken sowie
wolkenartigen Gebilden von Cirrus-,
Stratus- oder Cumulusformen, bei
ständiger Veränderlichkeit in den Um
rissen und in der Lage. In den dunk
len Polgebieten erscheinen zuweilen
blendend weiße kreisrunde Fleckchen.
Das auffallendste und merkwür
digste Objekt, das je auf der Jupiter
oberfläche beobachtet worden ist, war
der große, in der ersten Hälfte des
Jahres 1878 entstandene sog. Rote
Fleck auf der südlichen Halbkugel. Seine Sichtbarkeit hat allmählich abge
nommen, und gegenwärtig (etwa seit 1918) tritt er nur noch gelegentlich auf
fälliger hervor.
Eine ausführlichere Beschreibung der Jupiteroberfläche und ihrer Verände
rungen würde kaum verständlich sein. Viel leichter und besser ist dies aus
Zeichnungen zu erkennen, von denen hier zwei in der Abb. lt'O reprodu
ziert sind. Zwischen den beiden Skizzen liegen drei Tage; während die
obere (südliche) Planetenhälfte in dieser Zeit eine vollständige Veränderung
erlitten hat, ist die nördliche im wesentlichen ungeändert geblieben. Als
Beispiel einer Photographie mag Abb. 181 dienen, die eine der besten äl
teren Aufnahmen darstellt. Einige neuere Versuche von Lowell und Bar-
nard in Amerika, in Deutschland von B. Schmidt in Mittweida (Tafel V) sind
erfolgreicher gewesen, ohne jedoch den Detailreichtum guter Zeichnungen
voll zu erreichen.
Nach dem Anblick der Jupiteroberfläche und ihrer Veränderungen ist in
Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Photometrie und Spektralanalyse
die einzig mögliche Deutung durch die Annahme einer in der Jupiteratmo
sphäre befindlichen mächtigen Wolkenschicht gegeben. Es stehen ferner alle
beobachteten Erscheinungen mit der weiteren Annahme im Einklang, daß
die hellsten Partien die höchst gelegenen sind, die dunkleren die tiefer ge
legenen, wobei die Dunkelheit eine Folge der vermehrten Absorption ist.
Ob dieses Tieferliegen so weit geht, daß vollständige Wolkenlücken vorhan
den sind, durch welche hindurch die eigentliche Jupiteroberfläche erscheint,
muß dahingestellt bleiben, bei einzelnen auffallend dunklen Flecken wäre
dies aber durchaus wahrscheinlich.