Full text: Astrophysik

B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung 
284 
Von besonderem Interesse sind die schon sehr lange bekannten Rota 
tionsunterschiede der einzelnen Teile der Jupiteroberfläche, die den letzten 
und sichersten Beweis für deren wolkige Natur liefern. Bei der überaus 
schnellen Umdrehung Jupiters von kaum 10 h , läßt sich die Bestimmung 
der Rotationszeit markanter Punkte sehr einfach durch Schätzung desjenigen 
Zeitmoments ausführen, in dem der betreffende Fleck die Mittellinie der 
Scheibe passiert, und es liegen zahlreiche Untersuchungen dieser Art vor. 
Es erscheint nach denselben als sicher, daß, ähnlich wie auf der Sonne, die 
Rotationsdauer nach den Polen hin zunimmt. Eine auf umfangreichem Ma 
terial beruhende Untersuchung von Belo- 
polski führt zu den Werten der neben 
stehenden Tabelle. Es ergibt sich hieraus, 
daß gegenüber der Sonne hier nur eine sehr 
schmale äquatoriale Zone eine auffallend 
kurze Rotationszeit, also größere Geschwin 
digkeit besitzt, und zwar scheint diese 
Zone nicht symmetrisch zu liegen, sondern 
sich überwiegend auf der nördlichen Halb 
kugel zu befinden. Der Übergang zu der langsameren, im großen und 
ganzen konstanten Bewegung von ±10° Breite an erfolgt ziemlich schnell. 
Die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen dem Hauptteil der Oberfläche und 
der Äquatorzone bewirkt, daß ein Punkt der letzteren die benachbarten Stellen 
in ungefähr 47 Tagen um einen Umlauf überholt. 
Die Zahlen der Belopolski sehen Tabelle sind lediglich Mittelwerte, und 
es kommt zuweilen vor, daß Flecken in ein und derselben jovigraphischen 
Breite völlig abweichende Umdrehungszeiten aufweisen. So wurde im Früh 
jahr 1920 in Bergedorf die Teilung eines Fleckes in — 22° Breite beobachtet, 
der ursprünglich eine Rotation von 9 h 58.1 m zeigte, diese nach der Teilung 
jedoch nur in der einen Komponente beibehielt. Die zweite vollendete eine 
Umdrehung in 9 h 53.5 m , während die weiße Wolke, auf die sich die Flecken 
projizierten, in 9 h 55.l m , also in der normalen Zeit einen Umlauf vollendete. 
Änderungen der Rotationsgeschwindigkeit kommen auch bei beständigeren 
Flecken vor. Die Rotationsgeschwindigkeit des Roten Flecks hat sich z. B. von 
1878 bis 1888 verlangsamt, von 
da an aber wieder merklich er 
höht. Die nebenstehende Tafel 
veranschaulicht den Vorgang für 
die erste und letzte Beobach 
tungsperiode des merkwürdigen 
Gebildes nach den Untersuchun 
gen von Sternberg bzw. Phi 
lips. Systematische Breitenver 
änderungen von Flecken auf der 
Jupiteroberfläche sind nicht mit 
Sicherheit konstatiert worden. 
Jahr 
gh 55 m _f_ 
Jahr 
gh 55m -j- 
1879 
35 s 
1908 
40 s 
1880 
35 
1909 
41 
1881 
36 
1910 
37 
1882 
37 
1911 
38 
1883 
38 
1912 
38 
1884 
39 
1913 
35 
1885 
40 
1914 
36 
1886 
40 
1915 
37 
1887 
41 
1916 
37 
1888 
44 
1917 
35 
Breite 
Rotation 
nördl. südl. 
0°- 5° 
5 —10 
10 —15 
15 —20 
20 -25 
25 -45 
9 h 50.3 m 
50.7 
54.8 
55.8 
55.7 
55.5 
50.2 m 
53.2 
55.3 
55.3 
55.6 
54.9 
Erwähnenswert ist noch ein Versuch von Belopolski, die mittlere Rota 
tionsgeschwindigkeit des Jupiteräquators auf spektrographischem Wege zu 
bestimmen. Nimmt man als Rotationsdauer 9 h 50 m an, so würde man eine
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.