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A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
Die leichteste Methode zur Hervorrufung der Polarisation beruht auf der
Reflexion der Strahlen an ebenen Flächen durchsichtiger Medien, z. B. Glas.
Fällt natürliches Licht senkrecht auf eine horizontale Glasplatte, so bleibt es
nach der Reflexion natürliches Licht, fällt es dagegen unter einem bestimmten
Winkel schräg auf, so wird es polarisiert. Der reflektierte Teil des Lichtes
falle nun auf eine zweite Glasplatte schräg ein, und diese zweite Platte
(Analysator) sei um die Richtung des Strahles drehbar. Dabei findet man
in einem bestimmten Falle, daß überhaupt kein Licht mehr vom Analysator
reflektiert wird, und zwar stets dann, wenn die Platten rechtwinklig gekreuzt
sind, so daß der einfallende Strahl rechtwinklig zum gespiegelten steht. In
diesem Falle tritt vollständige Polarisation ein, und der gekennzeichnete
Einfallswinkel wird Polarisationswinkel genannt; er steht mit dem Brechungs
koeffizienten n der betreffenden Plattenmedien in der einfachen Beziehung
tg p = n.
Die Tangente des Polarisationswinkels ist also gleich dem Brechungsindex.
Für eine Glassorte z. B., deren Brechungskoeffizient = 1.5 ist, beträgt dem
nach der Polarisationswinkel 56° 19'. Ist bei den Reflexionen der Polarisations
winkel nicht genau innegehalten, so wird nur ein Teil des reflektierten Lichtes
polarisiert und dieses erscheint alsdann nur geschwächt.
Eine zweite Methode zur Hervorrufung der Polarisation bedarf einiger
allgemeinerer Auseinandersetzungen. Die Medien, in denen bisher die Strah
lung betrachtet worden ist, sind sogenannte isotrope Medien, d. h. sie ver
halten sich der Strahlung gegenüber nach allen Richtungen hin gleichmäßig.
Die Geschwindigkeit der Lichtfortpflanzung und damit zusammenhängend
die Brechungsverhältnisse sind hier vollständig unabhängig von der Richtung,
in der das Licht sich ausbreitet. Als Beispiele derartiger isotroper Medien
haben wir Glas, Wasser und Luft kennen gelernt.
Es gibt aber eine große Zahl von Medien, die als anisotrope bezeichnet
werden, da in ihnen die Lichtstrahlen sich in verschiedenen Richtungen ver
schieden verhalten. Unter Umständen kann man isotrope Medien künstlich
in anisotrope verwandeln, z. B. Glas durch starken einseitigen Druck; natür
liche anisotrope Medien sind die Kristalle. Wenn man an einem reinen
Kristall, z. B. Bergkristall, Flächen anschleift, so erscheint dieses Medium
auf den ersten Anblick völlig homogen und strukturlos, genau wie Glas,
und trotzdem zeigt es nach verschiedenen Richtungen, die mit der Art der
Kristallisation innig Zusammenhängen, verschiedene physikalische Eigen
schaften.
Diese Eigenschaften sind parallel zur Symmetrieachse des Krystalls an
dere als senkrecht zu ihr, unter sich aber sind die letzteren alle einander
gleich. Da dies auch in bezug auf den Strahlengang der Fall ist, so nennt
man diese Symmetrieachse auch die optische Achse. Als optischen Haupt
schnitt bezeichnet man jede Ebene, die durch das Einfallslot parallel zur
optischen Achse liegt.
Alle optischen Erscheinungen in den einachsigen Kristallen lassen sich
nun durch die Annahme erklären, daß die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
des Lichtes und damit auch der Brechungskoeffizient in der Richtung par
allel zur optischen Achse andere sind als senkrecht hierzu; beim Kalkspat