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VI. Die Planeten, Monde und Kometen
Die Anziehung ist abhängig von der Masse eines Körpers, oder, wenn nur Körper
desselben Stoffes oder derselben Dichtigkeit betrachtet werden, vom Volumen,
nimmt also mit der dritten Potenz des Durchmessers der Körper (letztere als
Kugeln angenommen) ab; der Querschnitt oder die bestrahlte Fläche nimmt aber
nur mit dem Quadrat des Durchmessers ab. Während also bei einer so großen
Kugel, wie der Erde, der Lichtdruck im Verhältnis zur Gravitation verschwin
dend klein ist, muß durch fortgesetzte Verkleinerung ein Durchmesser erreicht
werden, bei dem Gravitation und Strahlungsdruck einander gleich sind, also
das betreffende Körperchen von der Sonne weder angezogen noch abgestoßen
wird, sondern ganz unabhängig von der Sonne ist; das tritt ein, wenn derDurch-
messer einer Kugel vom spezifischen Gewicht 1 gleich dem Zweiundeinhalb-
fachen der Wellenlänge ist, bei gelbem Licht von der Wellenlänge 0.6 /x dem
nach bei einem Durchmesser von 1.5 ,tx. Wird das Körperchen noch kleiner, so
überwiegt der Lichtdruck, es wird von der Sonüe abgestoßen; dies geht aber
keineswegs nach dem unendlich Kleinen hin weiter, sondern nach den Unter
suchungen von Schwarzschild wird das Maximum der Abstoßung — 18 mal
stärker als die Anziehung —- bei einem Durchmesser von etwa % der Wellen
länge, in unserem Beispiele bei 0.18 /x erreicht. Bei weiterer Verkleinerung
des Körpers sinkt der Lichtdruck wieder schnell, so daß er bei einem Durch
messer von 0.12 der Wellenlänge oder 0.07 ,u bereits wieder gleich der
Schwerkraft ist.
Ein Überwiegen des Lichtdrucks findet also nur für kleine Körperchen und
auch dann nur innerhalb eines recht geringen Intervalls statt. Da nun alle
Gasmoleküle sehr viel kleiner sind als die hier in Betracht kommenden Kör
perchen, so kann theoretisch von einem Einflüsse des Strahlungsdrucks auf
Gase keine Rede sein. Trotzdem haben die Lebedew sehen Versuche auch
bei Gasen ein positives Ergebnis gezeitigt. Ob dabei von dem Druck ganze
Gruppen von Molekülen erfaßt werden, oder andere Gründe obwalten, steht
noch nicht fest.
Es läßt sich nicht leugnen, daß die ScHWARzscHiLD-ARRHENiussche Kometen
theorie die BREDiCHiNSchen materiellen Schweifbildungen zu erklären imstande
ist, da die Lichtdruckkräfte, besonders, wenn sie nach Arrhenius durch An
nahme geringeren spezifischen Gewichtes der einzelnen Körperchen noch zu
vergrößern sind, mit den beobachteten Repulsivkräften meist im Einklänge
stehen. In manchen Punkten ist jedoch die Deutung schwieriger. So ist z. B.
der starke Sprung in der Repulsivkraft zwischen dem I. und II. Typus unter An
nahme der elektrischen Abstoßung durchaus begreiflich, ja sogar erforderlich,
während man sich bei der Lichtdrucktheorie die notwendige Annahme eines
unüberbrückten Sprungs in der Größe der Körperchen nicht recht vorstellen
kann. Die spektroskopischen Befunde von Gasen in den Kernen und Schwei
fen der Kometen widersprechen dagegen, wie wir sahen, den experimentellen
Feststellungen über die Lichtdruckwirkung nicht.
Wie die Verhältnisse auch liegen mögen, so ist jedenfalls schon durch das
Studium der Bewegungen von Schweifteilchen der beste Beweis für die
Gültigkeit der mechanischen Kometentheorie geliefert, welche die Kopf-
und Schweifgebilde als reelle, materielle Objekte auffaßt. Hierdurch dürften
alle diejenigen Theorien von vornherein erledigt sein, welche die Kometen
phänomene als rein elektrische oder optische Vorgänge auffassen, bei denen