304 B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
also alle Änderungen mit Lichtgeschwindigkeit erfolgen. Das mag hier be
sonders betont sein, da fast bei jeder Erscheinung eines neuen hellen Kometen
derartige optische Erklärungsversuche immer wieder auftauchen, obwohl sie
längst widerlegt sind.
Die Frage nach dem Ursprung der Kometen ist zunächst rein theoreti
scher Art, hat aber auch für den Astrophysiker Interesse. Während man früher
noch der Ansicht war, daß die abgeleiteten hyperbolischen Bahnen einzelner
Kometen für ihre Herkunft aus interstellaren Räumen bürgten, darf heute nach
den Untersuchungen von Strömgren, Faye und anderen die Frage als im ne
gativen Sinne entschieden gelten. Wahrscheinlich sind alle bisher berech
neten Bahnen ursprünglich elliptisch gewesen, so daß wir die Kometen wohl
zweifellos als echte Glieder des Sonnensystems aufzufassen haben.
Die Sternschnuppen und Meteore. Wenn unsere Erde die nächste Nach
barschaft eines Kometen passiert, wie das schon einige Male beobachtet
worden ist, so äußert sich dies in einem mehr oder weniger starken Stern
schnuppenfall. Es kann also darüber kein Zweifel bestehen, daß in den
Kometenschweifen kleine Körperchen enthalten sind, die, sobald sie die
obersten, sehr verdünnten Schichten unserer Atmosphäre mit großer Ge
schwindigkeit passieren, durch die Umsetzung der mechanischen Energie in
Wärme ins Glühen geraten und dabei verbrennen oder zerstäuben. Anderer
seits lehrt die Häufigkeit der Sternschnuppenerscheinungen und ihre jährliche
Wiederkehr, daß auch unabhängig von den Kometen, eine sehr große An
zahl von Strömen kleiner Körperchen im Umkreise der Erdbahn existieren
muß. Ein Zusammenhang zwischen den Meteorströmen und früheren Ko
metenerscheinungen ist demnach äußerst wahrscheinlich, doch fehlte es bis
zum Jahre 1867 an einem positiven Beweise für diese Annahme.
Schiaparelli hat den Zusammenhang zum ersten Male klarzulegen versucht,
indem er nachwies, daß ein kugelförmiges Aggregat von kleinen Körperchen,
das sich in elliptischer Bahn der Sonne nähert, unter dem gegenseitigen Ein
fluß von innerer Anziehung und äußerer Attraktion durch die Sonne in ein
längliches Gebilde gezogen wird, das sich bei wiederholter Annäherung an
die Sonne schließlich über den größten Teil der Bahn erstrecken kann. Diese
Untersuchung gab weiteren Anlaß zur Berechnung der Bahn einiger auffälliger
Meteorschwärme, die sich dann als identisch mit bekannten Kometen erwiesen,
und zwar der Auguststrom der Perseiden mit dem Kometen 1862III, die Novem
bergruppe der Leoniden mit dem Kometen 18661, und die Andromediden mit
dem durch seine Teilung berühmt gewordenen Kometen Bjela. Die Umlaufs
zeiten der drei Kometen betragen 123, 33.3 und 6.6 Jahre. Die Schiaparelli-
schen Arbeiten sind dann insbesondere von Weiss in Wien fortgeführt worden,
und es sind gegenwärtig für verschiedene weitere Schwärme die Beziehungen
zu historischen Kometenerscheinungen klargestellt, so daß an der Tatsache
der Auflösung der Schweifsterne in Sternschnuppenschwärme nicht mehr zu
zweifeln ist. Theoretisch liegen allerdings einige Schwierigkeiten vor. So kann
der von Schiaparelli angenommene Auflösungsvorgang nur einen dünnen
Strom von Meteoren erzeugen, während in Wirklichkeit die Erde oft viele
Stunden, ja Tage braucht, um den betr. Sternschnuppenring zu durchqueren.
Es ist hier wieder Bredichin, der eine ziemlich lückenlose Erklärung des
Entstehens der Meteorströme gegeben hat, indem er die anomalen also der