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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
bis 144000000 cbkm. Fällt nun durchschnittlich in jeder Sekunde eine Stern
schnuppe, so enthält der Schwarm an der Begegnungsstelle mit der Erde
eine Sternschnuppe bzw. ein Partikel auf 24 000000 cbkm bis 144 000000cbkm.
Und selbst wenn wir annehmen, daß irgendwann 100 Sternschnuppen in der
Sekunde für einen Beobachter gefallen seien, so kommen auch dann noch
immer erst 1 bis 4 Teilchen auf 1000000cbkm; die Dichtigkeit ist also stets
eine ganz außerordentlich geringe.
Wie groß die Masse einer einzelnen Sternschnuppe durchschnittlich ist,
läßt sich nicht ermitteln, da diese nie unversehrt auf die Erde herabfallen;
Abb. 193. Eisenmeteorit (Gewicht 392 kg) von Gibeon (Südwestafrika).
man nimmt jedoch an, daß sie nur einige Gramm schwer seien. Auch ihre
chemische Beschaffenheit ist nicht bekannt, da die spärlichen spektroskopischen
Beobachtungen, die an Sternschnuppen erhalten worden sind, darüber keinen
bestimmten Aufschluß geben. Das Spektrum ist jedenfalls im wesentlichen
kontinuierlich, dabei aber von einzelnen hellen Linien durchzogen, von denen
auf den drei oder vier Zufallsaufnahmen mit Objektivprismen die Wasser
stoff- und einige Stickstofflinien identifiziert worden sind. Von A. Wegener
wird wohl mit Recht angenommen, daß es lediglich die glühenden atmo
sphärischen Gase sind, die diese Emissionslinien erzeugen, so daß die Unter
suchung der Sternschnuppenspektra weniger astronomisches als geophysi-
sches bzw. meteorologisches Interesse hat. Mit der hypothetischen Zusam
mensetzung der höheren Atmosphäre aus Wasserstoff und in größerer Erd
nähe aus Stickstoff und Sauerstoff hängt sehr wahrscheinlich auch der
Farbenwechsel der helleren Sternschnuppen und Meteore zusammen, die
an der Grenze der Atmosphäre von Gelb zu Weiß aufleuchten, dann eine
intensiv blaugrüne (Wasserstoff) und zuletzt rote Farbe (Stickstoff) annehmen.
Es besteht vielfach die Ansicht, daß die Sternschnuppen sich von den eigent
lichen Meteoren, die ganz oder bruchstückweise zur Erde herabfallen, nur in
quantitativer, nicht aber in qualitativer Weise unterscheiden; es wären dann
also in den Sternschnuppen dieselben Elemente und Verbindungen zu er
warten, die durch die direkte chemische Untersuchung in den Meteoren fest
gestellt sind. Dabei muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß bei Stern