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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
Fortsetzung bis zum Südpol, die Cordoba-Durchmusterung ( CoD ), das
wichtigste Ausgangsmaterial für alle Positions- und Helligkeitsbeobachtungen
am Himmel.
Seit einigen Dezennien, und zwar seit Beginn des Aufschwunges der
Astrophotographie, sind Durchmusterungen auch auf photographischem Wege
ausgeführt worden, bei denen neben den Positionsbestimmungen wieder
Größenschätzungen angestellt worden sind. Wenngleich hierbei die Genauig
keit im einzelnen nicht größer sein dürfte als bei der visuellen Methode, so ist
doch ein besonderer Vorteil dadurch gegeben, daß man im Gesichtsfeld des
Meßmikroskops künstliche Sterne anbringen kann, die dem Scheibchendurch
messer einer bestimmten Sterngröße entsprechen und während der ganzen
Dauer der Beobachtungen zur Unterstützung des Gedächtnisses zur Verfügung
stehen.
Die erste photographische Durchmusterung ist die von Gill ausgeführte
Cape Photographie Durchmusterung, die den südlichen Himmel von — 18°
bis zum Pol, im ganzen 455 000 Sterne, umfaßt. Die Aufnahmen sind auf
der Sternwarte am Kap der Guten Hoffnung erhalten worden, die Messungen
und Berechnungen hat Kapteyn in Groningen ausgeführt. Die Genauigkeit
der Größenangaben, die bis 10 m gehen, ist eine recht beträchtliche.
Die gewaltigste und umfangreichste aller bisherigen Durchmusterungen,
bei der aber die Genauigkeit der Positionen diejenige der Meridiankataloge
erreicht, ist die noch in Arbeit befindliche Photographische Himmelskarte.
Dieselbe umfaßt den ganzen Himmel, und ihre Bearbeitung ist auf etwa
16 Sternwarten zonenweise verteilt. Sie wird u. a. die Positionen und
Größenschätzungen aller Sterne bis zur 11. oder 12. Größe geben, die Zahl
der in ihr enthaltenen Sterne wird demnach einige Millionen erreichen. Von
einigen der beteiligten Sternwarten, insbesondere Greenwich, sind bereits an
sehnliche Teile des Kataloges in endgültiger Form publiziert, doch läßt sich
die Fertigstellung des großen internationalen Unternehmens noch lange nicht
übersehen.
Die hauptsächlichste Verwendung, die die Durchmusterungen in Verbin
dung mit den Positionen gefunden haben, bezieht sich neben ihrem Ge
brauch in Atlantenform am Fernrohr oder bei der Prüfung photographischer
Aufnahmen, auf statistische Arbeiten, insbesondere die Untersuchung der
räumlichen Verteilung der Fixsterne. Zu diesem Zweck muß das Material der
Durchmusterungen in bezug auf die Größenangaben gleichartiger und damit
für die statistischen Untersuchungen erst geeignet gemacht werden. Ein Urteil
über die Gleichmäßigkeit der Größenschätzungen und über ihre Genauigkeit
kann zunächst durch die Vergleichung der den verschiedenen Katalogen ge
meinsamen Sterne gewonnen werden. Sind die gemeinsamen Sterne sehr
zahlreich, so lassen sich Gruppenmittel bilden, wobei die konstant oder
systematisch wirkenden Fehlerursachen zutage treten und bei der Bearbeitung
des ganzen Materials Berücksichtigung finden können. Eine solche Bearbei
tung ist insbesondere da notwendig, wo visuelle und photographische Hellig
keiten der Durchmusterungen miteinander in Einklang zu bringen sind. Es
ist nur natürlich, daß in einer sternreichen Gegend, wo der Beobachter durch
die große Zahl der Sterne im Gesichtsfeld die Übersicht verliert, die schwä
cheren Programmsterne ausgelassen werden, dagegen in leeren Gegenden,