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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
derung ist streng nur dann zu erfüllen, wenn man sich auf die weißen Sterne,
also die Sterne der ersten Spektralklassen beschränkt, bei denen der blaue
und violette Teil des Spektrums, der für die Photographie maßgebend ist, nicht
mehr durch Absorptionen beeinflußt ist als die weniger brechbaren, für das
Auge besonders wirksamen Teile. Auf Grund einer internationalen Verein
barung wird gegenwärtig der Anschluß zwischen der visuellen und photo
graphischen Helligkeitsskala derartig festgelegt, daß für die Sterne 5.5 bis 6.5.
Größe vom Spektraltypus Ao (Sirius) die photographische und visuelle Größe
als gleich angesehen und die visuellen Sternhelligkeiten auf die Harvardskala
bezogen werden sollen.
Der Unterschied zwischen den visuellen und photographischen Helligkeiten
der Sterne, den man als Farbenindex bezeichnet (S. 327 f.), wurde anfangs von
den Benutzern der Himmelsaufnahmen als sehr lästig empfunden. Heute ver
danken wir ihm ganz unerwartete astrophysikalische Aufschlüsse, über die
noch näheres mitzuteilen sein wird.
Photometrische Kataloge. Sternverteilungsziffern. Wir gehen nun zu
einer kurzen Besprechung derjenigen Sternkataloge über, die nur zum Zwecke
der Helligkeitsbestimmungen auf Grund photometrischer Messungen ange-
fertigt worden sind.
Das erste Verzeichnis dieser Art ist eine Liste von 208 helleren Sternen,
die Seidel in den Jahren 1853—1860 erhalten hat. Etwas später folgt der
ZöLLNERSche Katalog, mit Hilfe des nach ihm benannten Photometers beob
achtet und etwa 200 Sterne umfassend, und der Katalog von Peirce, der 495
Sterne zwischen + 40° bis + 50 ö Deklination umfaßt, deren Größen gleichfalls
mit dem ZöLLNERSchen Photometer bestimmt sind. Als letzte dieser Erstlings
arbeiten wären die beiden Helligkeitskataloge von T. Wolff mit zusammen
1100 Sternen, sowie die Uranometria Nova Oxoniensis von Pritchard mit
2784 Sternen zu nennen, die aber beide mit starken systematischen Fehlern
behaftet sind. Beide Arbeiten sind um das Jahr 1885 erschienen.
Die Zeit der umfangreichen Helligkeitskataloge beginnt gegen Ende des
19. Jahrhunderts mit den groß angelegten Arbeiten der Harvardsternwarte und
des Potsdamer Observatoriums. Der erste von E. Pickering herausgegebene
Katalog (Harvard-Photometry) enthält die Größen von 4260 Sternen zwischen
dem Nordpol und — 30° Deklination. Ihm folgten die wesentlich genauere
Photometric-Durchmusterung, enthaltend alle Sterne nördlich von — 40°
bis zur Größe 7.5 m herab, die Durchmusterungszonen, die die schwäch
sten BD-Sterne in Zonen von je 5° Abstand geben, ein Katalog schwacher,
meist in der Nähe von Veränderlichen liegender Objekte bis 14 m herunter,
und die revidierte Ausgabe der Harvard-Photometry. Die Beobachtungen zu
allen diesen wertvollen Verzeichnissen, die eine Unsumme von Arbeit ent
halten, und denen wir zu einem sehr erheblichen Teil die letzten Fortschritte
der Stellarastronomie verdanken, erfolgten am Meridian-, Zöllner- und Keil
photometer mit Vergleichstern. Bei der großen Zahl von Beobachtungen ge
nügen nicht alle photometrischen Harvardverzeichnisse den höchsten Anfor
derungen. Sie bleiben trotzdem in ihrer Gesamtheit eine kaum genügend zu
schätzende Leistung, vor allem deshalb, weil die Hauptschwierigkeit, die Inne
haltung einer konstanten Helligkeitsstufe von der 1. bis zur 14. Größenklasse
anscheinend durchweg glücklich überwunden worden ist.