Full text: Astrophysik

VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen 319 
Typus IV. Schwache, meist dunkelrote Sterne, deren Spektra breite 
dunkle Bänder enthalten, die nach der roten Seite scharf begrenzt, 
nach der blauen verwaschen sind. 
Diese SECCHische Einteilung, bei der als physikalische Grundlage der 
Zusammenhang des Spektrums mit der Sternfarbe benutzt ist, wird wegen 
ihrer Kürze noch heute vielfach verwendet. Die erste PiCKERiNGsche Eintei 
lung ist lediglich eine Erweiterung der SECCHischen durch Einführung eines 
Typus V. Sterne aller Farben, in denen helle Linien auftreten. 
Die Klassifikation von Vogel (Ia.b.c, IIa,b, III a,b) stellt äußerlich eine 
Umgruppierung und Erweiterung der SECCHischen Typen dar. Ihr Haupt 
vorzug wurde in der jetzt merklich erschütterten Erkenntnis erblickt, daß die 
verschiedenen Spektra eindeutige Entwicklungsphasen der betreffenden Welt 
körper darstellen, daß also in dem Nebeneinander der verschiedenen Spektra 
das wegen der enormen Zeitdauer der Entwickelung nicht beobachtbare Nach 
einander zur Sichtbarkeit gelangt. Der Gang dieser Entwickelung war sonst 
durchaus richtig so gedacht, daß sie unter dem Einflüsse der Abkühlung 
vor sich geht. Die Klassen führen vom heißesten zum kühleren Zustande, 
die Typenordnung war also als Temperaturskala gedacht. 
Die bisher erwähnten Klassifizierungen sind unter ausschließlicher Be 
nutzung des linienarmen visuellen Teils der Spektra aufgestellt worden. 
Die Anwendung der Photographie hat nun nicht bloß eine genauere Beur 
teilung der Spektra ermöglicht, sondern sie hat auch das Gebiet der beobacht 
baren Wellenlängen so wesentlich erweitert, daß es selbstverständlich war, 
wenn die bisherigen Einteilungen daraufhin sehr durchgreifende Änderungen 
erlitten. 
Die zweite PiCKERiNGsche Klassifikation ist allein auf photographische 
Spektralaufnahmen beschränkt und hat ihre erste Anwendung auf den um 
fangreichen ÜRAPERkatalog gefunden, ein Verzeichnis von Sternspektren, das 
1890 erschienen ist. Pickering nimmt dabei 16 Klassen an, die mit den Buch 
staben des Alphabets bezeichnet sind, und zwar: 
Typus I. Kl. A—D Typus IV. Kl. N 
„ II. „ E—L „ V. „ O—Q 
„ III. „ M 
Dieser zweiten PiCKERiNGschen Einteilung liegen wieder die SECCHischen 
Typen zugrunde; im übrigen ist sie aber rein formal und in erster Linie 
der vorliegenden Aufgabe und dem verwendeten Instrument angepaßt. 
Von den späteren Einteilungen der Sternspektra, die auf dem Harvard 
observatorium ausgeführt worden sind, ist noch die umständliche Klassifika 
tion von Miß Maury (22 Gruppen) und diejenige von Miß Cannon zu er 
wähnen. Letztere Einteilung hat nun aus Gründen, die nach und nach zur 
Sprache kommen sollen, allgemeine Annahme und Anwendung gefunden. 
Die CANNONSche Reihe geht auf die 16 teilige PiCKERiNGsche Skala (A—Q) 
zurück, greift aber aus ihr lediglich die typischen Vertreter heraus, so daß 
nur die Buchstaben A, B, F, G, K, M, für sehr seltene Spektra N, 0, P, R übrig 
bleiben. Ferner hat sich herausgestellt, daß durch eine geringfügige Umstel 
lung der ersten dieser 8 Klassen eine einfachere Beziehung der Typen zu 
der photographischen Wirksamkeit, der Temperatur und anderen Eigen
	        
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