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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
Farbe
stern“ [i Cephei (Sp. Ma) bereits als etwa 8 C
zu bezeichnen wäre.
Da wir durch den neuen ÖRAPERkatalog
bald von allen Sternen bis nahe zur 9. Größe
die Spektra genau kennen werden, könnten
die genannten Farbenkataloge als überflüssig
gelten. Trotz der späten Veröffentlichung
haben sie sich jedoch im Gegenteil als außer
ordentlich fruchtbar erwiesen, insofern, als
sie eine gesetzmäßige Beziehung zwischen
den Farben und den Spektren der Fixsterne
enthüllt haben, die man früher nicht erwartet
hat. Selbstverständlich bleibt die Skala für
jeden Beobachter und jedes Instrument durch
aus individuell, es dauert auch einige Zeit,
un b d b ' s 9 pekUum hl mr ge den Wi Bergedorfer ehe eine beständigere Auffassung eintritt,
60 cm-Refraktor. dann ist aber tatsächlich die Möglichkeit ge
boten, die geschätzten Farben mit den Spek
tralklassen in Beziehung zu bringen und umgekehrt. In Abb. 199 ist z. B.
die Beziehung zwischen Farbe und Spektrum für den Bergedorfer 60 cm-
Refraktor dargestellt, wie sie sich aus Sternen mit bekanntem Spektrum
zwischen der 7. und 10. Größenklasse allmählich ergeben hat. Bei Be
nutzung derartiger Kurven wird in einzelnen Fällen wohl ein Fehlgriff
möglich, sogar wahrscheinlich sein, da weder die 0- noch die R-Sterne ge
nügend durch die visuelle Färbung charakterisiert sind und auch die weißen
B-Sterne sich am Okular kaum von den A-Sternen trennen lassen. Für
statistische Untersuchungen, bei denen es lediglich darauf ankommt, für
ganze Gruppen von Sternen den Spektralcharakter zu bestimmen, läßt
sich jedoch der Wert dieser Methode nicht leugnen. Nach Shapleys Vor
gang ist es dann allerdings zweckmäßig, derartige nicht direkt gewonnene
Spektralschätzungen schwacher Sterne als solche stets dadurch zu kenn
zeichnen, daß man sie durch kleine Buchstaben ausdrückt, also statt der Spek
tralklassen B, A, F ... die Farbenklassen b, a, f. . . einführt.
Trotz der Beziehungen, die sich beim Vergleich der Farben mit den
Spektralklassen der Sterne ergeben haben, darf nicht vergessen werden, daß
die Korrelation z. T. nur eine recht lose und äußerliche ist. Während beim
Spektrum die Zahl und Lage der Absorptionslinien die Klasse bestimmt, ist
die Farbentönung durch das Verhältnis der Helligkeiten des kontinuierlichen
Grundes im Bereiche der verschiedenen Wellenlängen gegeben, also in beiden
Fällen durch Bedingungen, die zunächst nichts miteinander gemeinsam haben.
Zweifellos würden die visuellen Farben der Sterne eine wesentlich ge
nauere Diskussion zulassen, wenn es erst gelänge, die physiologisch beein
flußten Schätzungen durch objektive Messungen zu ersetzen. Bereits Zöllner
hat an seinem Polarisationsphotometer eine entsprechende Vorrichtung an
gebracht, auf deren Mängel jedoch schon auf S. 112 hingewiesen wurde.
Weit besser für den Zweck geeignet ist zweifellos das neue WiLSiNGSche
Kolorimeter, über das bei Gelegenheit der Behandlung der Sterntempera
turen noch nähere Angaben folgen sollen.