VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen
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Datum
Beob.
Geschw.
Red. auf ©
Geschw.
1888 Nov. 7
„ Nov. 9
1889 Mai 4
„ Mai 22
— 31 km
— 32 „
+ 9 „
+ 6 „
+ 19 km
+ 19 „
— 19 „
— 18 „
—12 km
— 13 „
— 10 „
— 12 „
Die in dieser Weise auf
die Sonne reduzierten Ge
schwindigkeiten sind immer
noch nicht die wahren Orts
änderungen der betreffen
den Sterne, da auch unsere
Sonne ein bewegter Fix
stern ist, der nach einer bestimmten Richtung hin im Raume sich bewegt.
Eine bekannte und schon vielfach versuchte Aufgabe der Astronomie be
steht nun darin, aus den sog.' Eigenbewegungen der Fixsterne die Rich
tung oder den Apex dieser Bewegung sowie ihre Geschwindigkeit zu er
mitteln. Es liegt in der Natur des Problems, daß aus den Eigenbewegungen
der Ort des Apex mit größerer Sicherheit zu bestimmen ist, als die Ge
schwindigkeit. Hier bieten die Bewegungen im Visionsradius eine überaus
wichtige Ergänzung der Ergebnisse insofern, als sie gerade die Geschwindig
keit der Sonne sehr zuverlässig ergeben.
Nach den ersten um die Wende des Jahrhunderts in dieser Richtung an-
gestellten Versuchen von Kempf und Campbell, die sich nur auf die wenig
zahlreichen nicht sehr sicheren und fast ausschließlich dem Nordhimmel an
gehörenden Ergebnisse jener Zeit stützen konnten, ist von der Licksternwarte
und ihrem Zweiginstitut, dem Millsobservatorium in Chile, bis 1910 ein ge
waltiges Material an Radialgeschwindigkeiten gesammelt und von Campbell
bearbeitet worden. Die 1911 veröffentlichte Untersuchung stützt sich auf
1180 Sterne und 13 Gasnebel, die alle möglichst gleichmäßig über den Him
mel verteilt sind. Die Geschwindigkeit des Sonnensystems ergab sich dabei
zu 19.5 km mit einem mittleren Fehler von + 0.6 km und als Koordinaten des
Apex a = 268.5°, 8 = + 25.3°.
Der betr. Punkt liegt ein wenig südöstlich von ß Herculis in unmittel
barer Nähe der Apexorte, die L. Struve, Kapteyn und Kobold aus Eigen
bewegungen abgeleitet haben. Man wird nicht sehr fehlgreifen, wenn man
als wahrscheinlichsten Zielpunkt der Sonnenbewegung heute nach dem Vor
schläge von Campbell den Ort a = 270°, d = -j- 30° annimmt.
Auf Grund der nunmehr nach Richtung und Geschwindigkeit bekannten
Sonnenbewegung läßt sich jede Radialgeschwindigkeit auch auf die ruhende
Sonne beziehen, d. h. die absolute Bewegung in der Blickrichtung von der
sog. parallaktischen trennen. Auch diese Rechnung ist von Campbell ausge
führt worden und hat ein sehr wichtiges Ergebnis gezeitigt. Ordnet man näm
lich die Sterne nach den Spektraltypen, so erhält man als mittlere Radialge
schwindigkeit ohne merklichen Gang in der Hel
ligkeit die nebenan tabulierten Werte. In einer
besonderen Reihe sind zum Vergleich auch die
von Boss aus den Eigenbewegungen abgeleite
ten Zahlen angeführt. Hieraus geht die sehr be
deutungsvolle Tatsache hervor, daß die Spektral
klassen F bis M in bezug auf ihre Raumbewe
gung sehr nahe verwandt sind, während die A-
Sterne eine geringe, die Helium-(B-)Sterne eine
Sp.
Campb.
Boss
B
6.5 km
6.3 km
A
11.1 ,,
10.2 „
F
14.4 „
16.2 „
G
15.0 „
18.6 „
K
16.8 „
15.1 „
M
17.1 „
17.1 „
P
29.0 „
— „