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B. Die Ergebnisse der astrophysikalisch en Forschung
sehr wesentliche Abweichung in dieser Hinsicht bekunden. Die Feststellung
der Tatsache, daß die effektiv heißesten Sterne der B-Klasse so gar nicht zur
Bewegung der Nebelgruppe P passen, hat mit zur Erschütterung der alten
Annahmen über die eindeutige Evolutionsfolge der Sterne vom Nebel- bis
zum Rotstadium beigetragen.
Es ist oben (S. 332) angegeben worden, in welcher Weise die durch die
Bewegung der Erde beeinflußten radialen Geschwindigkeitsergebnisse auf
die Sonne zu reduzieren sind. Hierbei ist die Erdbewegung als bekannt
vorausgesetzt worden, d. h. so, wie sie sich aus den mit großer Genauigkeit
bekannten Elementen der Erdbahn und der mittleren Entfernung zwischen Sonne
und Erde ergibt. Es ist nun klar, daß sich die oben erwähnte Aufgabe auch
umkehren läßt, d. h. daß man die Entfernung der Erde von der Sonne oder
die Sonnenparallaxe als unbekannt annehmen kann, um sie aus den beob
achteten Radialgeschwindigkeiten zu berechnen. Es ist das eine Bestimmung
der Sonnenparallaxe durch astrophysikalische Beobachtungsmethoden.
Einen ersten und von gutem Erfolge gekrönten Versuch hat in dieser Rich
tung Küstner gemacht. Es wurden zu diesem Zwecke 18 Spektrogramme
des Arkturus, die über ein halbes Jahr verteilt waren, benutzt, und auf den
selben die Verschiebungen einer Anzahl von Linien des Sternes gegen die
entsprechenden im Eisenbogen gemessen sowie einer sorgfältigen Diskus
sion unterzogen. Es ergab sich hieraus als mittlere Geschwindigkeit der Erde
29.617 km, wobei als Lichtgeschwindigkeit der Wert 299 865 km benutzt
wurde. Als Sonnenparallaxe wurde 8.844" gefunden. Der bisher als bester
angenommene Wert 8.80" weicht also nur wenig ab, und es ist aus dieser
Untersuchung zu schließen, daß man unter Verwendung eines beträchtlich
größeren Beobachtungsmaterials die Sonnenparallaxe mit einer Schärfe wird
bestimmen können, die dem Ergebnis der bisherigen genauesten Methoden
nicht nachstehen dürfte.
Die unter den Fixsternen beobachteten Geschwindigkeiten im Visionsra
dius erreichen zuweilen sehr hohe Werte, wenn sich diese auch in keiner
Weise mit den Zahlen vergleichen lassen, die man etwa bei den kugelför
migen Sternhaufen oder gar den Spiralnebeln gefunden hat. Dort bilden
Geschwindigkeiten von mehreren Hunderten von Kilometern die Regel,
während bei den Fixsternen höhere Werte als etwa 80 km seltene Ausnah
men sind. Immerhin sind in dem Verzeichnis von Voüte einige Radialge
schwindigkeiten enthalten, die 300 km übersteigen, und selbst unter den
helleren Sternen bis zur 5. Größe kommen recht beträchtliche Radialgeschwin
digkeiten vor. Obwohl derartige Zusammenstellungen rasch veralten, sind in
Stem
Gr.
Sp.
Geschw.
Stem
Gr.
Sp.
i Geschw.
e Androm.
4.5 m
G5
— 83 kin
a Puppis
3.3 m
K 5
+ 87 km
fi Cassiop.
5.3
G5
— 97 „
171 G Puppis
5.4
Go
+ 100 „
82 e Eridani
4.3
G5
+ 87 „
11 Librae
5.0
Ko
+ 84 „
ip 2 Orionis
4.4
Ko
+ 99 „
co Pavonis
5.1
Ko
1 + 181 „
d Leporis
3.9
Ko
+ 99 „
31 Aquilae
5.2
G?
— 98 „
/3 Columbae
3.2
Ko
+ 89 „
6 Vulpeculae
4.6
K 5
l — 86 „
Boss 1511 Coi.
5.2
G 5
+ 182 „
279 Sagittarii
5.3
K 5
— 130 „
■fr Can. mai.
4.2
K 5
+ 98 „
r\ Cephei
3.6
Ko
— 87 „
20 Monoc.
5.0
G 5
+ 79 „
1 Pegasi
4.2
Ko
— 76 „