B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
340
Algol (B 8) 12 000° abs. an, d. h. 6000° mehr als bei der Sonne, so wird dem
nach unter Hinzuziehung der anderen Elemente die Leuchtkraft des Algol
l =
/12 000\ 4 /1 150 000\2 = ~
V 6 000 / V 700 000 /
Der Faktor 43 entspricht 4.1 Größenklassen. Um soviel übertrifft das Licht
des Algol unsere Sonne. Da diese im Abstande der gebräuchlichen Par
allaxeneinheit p = 0.1" einem Stern 4.8 m entspricht (S. 177), so ist demnach
die absolute Helligkeit des Algol = + 0.7 m .
Damit ist die Aufgabe erledigt, denn es braucht nur noch bestimmt zu
werden, welche Entfernung notwendig ist, um die berechnete absolute Hellig
keit (0.7 m ) in die am Himmel beobachtete (2.2 m ) umzuwandeln. Die einfache
Beziehung ist auf S. 344 abgeleitet. Auf Algol angewendet, ergibt sich auf
diesem Wege die Parallaxe 0.05", d. h. ein Abstand von 65 Lichtjahren.
Prüfung durch direkte Beobachtungen und durch die Interferenz
methode. Ein besonderer Reiz der eben behandelten Aufgabe liegt darin,
daß hier in elementarer Weise die Dimensionen und Bahnkonstanten eines
nicht trennbaren Doppelsterns fast mit genau der gleichen Schärfe und Folge
richtigkeit berechnet werden, wie bei einem rasch bewegten sichtbaren System
mit bekannter Parallaxe. Diese „Astronomie des Unsichtbaren“, wie sie einige
Zeit hindurch in volkstümlichen Schriften mit Vorliebe genannt wurde, hat bei
ihrer Begründung vor 30 Jahren den eine Weile bestehenden Abstand zwischen
der älteren astronomischen Wissenschaft und der Astrophysik wieder über
brückt, und heute ist eine Trennung der Arbeitsgebiete kaum noch möglich.
Ein Zweifel an den Ergebnissen war ausgeschlossen, da sichtbare Objekte in
genügender Anzahl zur Exempelprobe am Himmel stehen. Versuchsbeispiele
dieser Art boten schon die hellsten uns relativ sehr nahe stehenden Doppel
sterne, cc Centauri und Sirius.
Auf dem Millsobservatorium bei Santiago wurde die radiale Geschwindig
keit der beiden Komponenten von a Centauri bestimmt. Für die hellere er
gab sich —24.5 km, für die schwächere — 19.1 km. Da der scheinbare Durch
messer der Bahn und die Umlaufsperiode dieses Doppelsterns gut bekannt
sind, so läßt sich unter Berücksichtigung der Bahnneigung aus den Radial
geschwindigkeiten der lineare Abstand der beiden Körper und damit auch
die Parallaxe des Sterns berechnen. Sie wurde = 0.76" gefunden, während
der beste aus vieljährigen Heliometermessungen durch Gill und Elkin ab
geleitete Wert 0.75" beträgt.
Der Sirius hat als Doppelstern nach der theoretischen Entdeckung seines
Begleiters durch Bessel besonderesinteresse gewonnen. Im Jahre 1862 wurde
der vermutete Begleiter von A. Clark tatsächlich als ein Stern 8.5 m entdeckt.
Er ist also gar nicht so schwach, nur wird er durch den um 10 Größenklassen
helleren Sirius überstrahlt. Die Bahn, die Parallaxe und das Massenverhält
nis sind so genau bekannt, daß für jeden Augenblick die Bewegung des Haupt
sterns in der Blickrichtung berechnet werden kann. Auf der Lick- und Yerkes-
sternwarte sind zur Kontrolle einige Jahre hindurch die Geschwindigkeiten
auch spektrographisch beobachtet worden. Zieht man von den Ergebnissen
die Schwerpunktsgeschwindigkeit des Systems im Betrage von — 7.4 km ab,
so erhält man die auf S. 341 stehende sehr gut stimmende Tabelle. An der