VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen
345
Die linke Tabelle bezieht sich auf zerstreute Sterne mit trigonometrisch
bestimmten Entfernungen, die rechte ist auf der Parallaxe von vier Stern
strömen gegründet.
Trägt man diese Beziehungen graphisch auf (Abb.209), getrennt nach den
beiden Tabellen, so erhält man in beiden Fällen recht glatte, fast lineare Be
ziehungen, die vielleicht für beide Gruppen nicht genau identisch sind, aber
doch einander sehr ähnlich verlaufen; denn es darf nicht vergessen werden,
daß die eingetragenen Punkte Mittelwerte sind, und daß im einzelnen die
Helligkeiten um diese Mittelwerte merklich streuen. Die beiden gerissenen
parallelen Linien, die die beobachteten Kurvenpunkte reichlich einschließen,
geben etwa die Grenzen dieser Streuung an.
Die RussELLSche Feststellung ist von außerordentlicher Wichtigkeit. Sie
zeigt, daß die absoluten Helligkeiten der Sterne nicht regellos verteilt, son
dern sehr einfache Funktionen der Spektraltypen sind, daß es also danach
möglich ist, für jeden beliebigen Stern mit bekanntem Spektrum seine ab
solute Helligkeit innerhalb enger Grenzen abzuschätzen.
Numeriert man die Spektraltypen derart, daß B = 0, A = 1, F = 2 und
M = 5 gesetzt wird, so ist innerhalb eines wahrscheinlichen Fehlers von
etwa + 1.5 Größenklassen die absolute Helligkeit eines Sterns durch eine
der Gleichungen
m 0 = — 1.6 m + 2.2 m • Sp.
oder m 0 = - 1.1 m + 2.1 m • Sp.
gegeben. Der erste Ausdruck entspricht der Gesamtdarstellung der Abb. 209,
der zweite schließt sich in erster Linie den Sternen der Klassen A bis K an,
die in überwiegender Mehrzahl am Himmel Vorkommen. Ist m 0 nach einer
dieser Formeln (am besten der zweiten) bestimmt, so braucht man nur auf die
S. 344 abgeleitete Parallaxenfor
mel zurückzugreifen, um so aus der
scheinbaren photometrischen Hel
ligkeit und dem Spektraltypus so
gleich den Abstand des Sterns zu
ermitteln.
Das RussELLsche Gesetz ist in
dessen nicht ganz eindeutig. Zu
nächst ist es nicht ausgeschlossen,
daß bei wesentlich größerem Ma
terial die Streuung sich als merk
lich breiter erweist, als sie die
noch nicht 300 Objekte der Rus-
SELLschen Liste ergaben. Daß die
Regel aber auch sehr starke Ab
weichungen zeigen kann, lehren
die bereits erwähnten Riesen un
ter den helleren Sternen, die nicht
nur am Anfang der Reihe Vor
kommen, sondern, wie die Fälle
von Beteigeuze und Antares leh-
Abs.
Gr.
Spektrum
F G
+ 4
+ 8
+ 10
\o
\o
Abb.209. Beziehungen zwischen der absoluten Hel
ligkeit und den Spektren der Sterne. (Nach Russell.)