VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen
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Bereits Vogel hatte eine besondere Abteilung den Sternen eingeräumt,
in denen die Heliumlinien als Absorptionen auftreten. Wie wenig man aus
der Abwesenheit dieser Linien Schlüsse auf das Fehlen eines Elements auf
dem untersuchten Weltkörper ziehen darf, zeigt der Vergleich mit dem Sonnen
spektrum. Hier sind im Gesamtlichte der Photosphäre die Heliumlinien nicht
vorhanden, und doch spielen sie in der Chromosphäre eine große Rolle. Die
B-Klasse deutet also wahrscheinlich nur auf eine größere Dichte des Heliums
in den der Untersuchung zugänglichen Atmosphären der betreffenden Fix
sterne hin.
Man kennt gegenwärtig nahe 700 Sterne der B-Klasse bis zur Sehgrenze
des unbewaffneten Auges. Sie liegen größtenteils in der Milchstraße und bil
den hier auffällige Gruppen, z. B. im Perseus, im Orion, im Skorpion, in den
Plejaden usw. Mit einer einzigen Ausnahme (72 G Columbae) sind ihre
Parallaxen und Eigenbewegungen überaus geringfügig, so daß sie fast durch
weg als sehr ferne Sterne hoher absoluter Helligkeit (etwa — l m bis — 2 m )
anzusehen sind.
Auf eine merkwürdige Eigentümlichkeit, die anscheinend nur der B-Klasse
und deren Übergängen nach O zukommt, deutet das neuerdings von R.Young
genauer untersuchte Verhalten der Kalziumlinien H und K im Spektrum
einiger dieser Sterne hin. Bereits Hartmann hatte bei der Untersuchung
des spektroskopischen Doppelsterns £Orionis festgestellt, daß die betreffen
den Linien den veränderlichen Dopplereffekt nicht zeigen, doch gestattet erst
die erwähnte, an 35 Sternen vorgenommene Nachprüfung einen Überblick
über die Verhältnisse. Die Kalziumlinien nehmen danach in den beobach
teten Fällen an den Erscheinungen etwaiger Bahnbewegungen nicht teil,
zeigen auch eine andere mittlere Radialgeschwindigkeit wie die übrigen Linien
im Spektrum. Diese ruhenden Kalziumlinien sind stets ungewöhnlich scharf;
daß sie ganz eigenartigen Verhältnissen ihre Entstehung verdanken, ersieht
man daraus, daß in Einzelfällen neben dem scharfen auch das übliche verwa
schene Linienpaar auftritt, das dann an etwaigen periodischen Verschiebungen
im Spektrum durchaus normal teilnimmt. In dem Sonderfalle ß Lyrae ruhen
neben den Linien H und K auch dieWasserstoff- und Heliumabsorptionen (S.402).
Eine völlig einwandfreie Erklärung für die festen Linien ist noch nicht
gefunden. Bei Doppelsternen müßte man schon annehmen, daß beide Sterne
von einer die Bahn völlig umschließenden Atmosphäre umgeben sind, aber
auch so bleibt vorläufig der hier und da auftretende Unterschied in der Schwer
punktsbewegung und manche andere Unklarheit bestehen.
Die Spektra der Klasse A sind durch das Überwiegen der Wasserstofflinien
gekennzeichnet. Dieses Überwiegen der //-Serie ist unter Umständen so auf
fallend, daß überhaupt andere Linien nicht hervortreten (Abb. 212). In diesem
Falle sind die Wasserstofflinien breit und verwaschen. Es ist wohl denkbar,
daß einige Metallinien,
insbesondere diejenigen
des Kalziums und Ma
gnesiums, bereits vor
handen sind, aber bei
ähnlich verwaschener
Form auf dem hellen Abb ' 2,z in el " em s,ern '
Scheiner-Graff, Astrophysik. 3. Aufl
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