VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen
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sind und bereits vorhandene Nebelmassen entweder in Leuchtzustand ver
setzt haben oder, sofern es sich um Lichtstrahlen handelt, von denselben
reflektiert worden sind.
Wenngleich beim Aufflammen der Nova zweifellos sehr starke Druck
kräfte in explosionsartiger Weise aufgetreten sind, so fällt es doch schwer,
sich dieselben so gewaltig vorzustellen, daß sie den abgeschleuderten Mas
sen Geschwindigkeiten, die der Lichtgeschwindigkeit nahe kommen, hätten
erteilen können. Es wäre vielmehr anzunehmen, daß diese Kräfte nur genügt
haben, gasförmige Massen in so weite Entfernungen vom Stern zu schleu
dern, daß bei der damit verbundenen Verdünnung derselben repulsive Kräfte
nach Art des Strahlungsdrucks in Wirksamkeit treten konnten, in ähnlicher
Weise, wie wir dies bei den Kometen kennen gelernt haben. Unerklärlich
bleibt aber, warum eine derartige Abschleuderung von Materie nur in Aus
nahmefällen stattfinden und durchaus nicht jeder Novaerscheinung eigen sein
sollte. Die Beispiele der Nova Aquilae (1918) und der Nova Cygni (1920),
die trotz genügender Helligkeit keine Spur von ähnlichen Nebeln zeigten,
sprechen jedenfalls nicht für materielle Nebelbewegungen.
Viel wahrscheinlicher sind die rein optischen Hypothesen. Danach können
bei der Nova im Perseus Strahlungen in Frage kommen, wie sie z. B. von
der Sonne ausgehen und die oberen Schichten der Atmosphäre in Form von
I Nordlichtern zum Leuchten bringen. Noch näherliegend ist vielleicht die
Annahme einer normalen Lichtreflexion in den Nebeln. So vermuten Kapteyn
und Seeliger, daß die bei dem plötzlichen Aufleuchten der Nova zweifellos
entstandene, nach allen Seiten sich ausbreitende Lichtwelle, die ja auch unser
Auge getroffen hat, bei ihrem Fortschreiten nach und nach von den Teilen
einer bereits vorhandenen, die Nova umgebenden und strukturreichen Nebel
materie reflektiert worden ist und uns diese Teile fortschreitend zur Sichtbar
keit gebracht hat. Die allgemeine Ausbreitung eines Lichtringes um die Nova
herum und das kontinuierliche Spektrum des Nebels würde durch diese An
nahme sehr einfach und daher auch mit großer Wahrscheinlichkeit erklärt
werden; der Umstand aber, daß die Hauptverdichtung und auch eine andere,
schwächere ihre Form nicht verändert haben, bedingt bei der optischen
( Hypothese das Vorhandensein schräg gelegener Nebelstrahlen von völlig
gleichförmigem Umriß. Die Existenz solcher Nebelstreifen ist natürlich mög
lich, aber nicht gerade wahrscheinlich.
Die Beobachtung der Veränderlichen Sterne. Das Hauptgebiet der
Himmelsphotometrie bilden noch heute die sog. Veränderlichen Sterne, d. h.
diejenigen Fixsterne, deren Helligkeit merklichen Schwankungen unterworfen
ist. Mit ganz vereinzelten Ausnahmen sind hier bis vor kurzem die Beobach
tungen nach der ARGELANDERSchen Stufenschätzungsmethode ausgeführt
worden, deren Vorzüge neben beträchtlicher Genauigkeit in der Einfachheit
und Schnelligkeit bestehen, mit der man zum Resultat gelangt. Da das Ver
fahren noch heute ganz verschieden beurteilt wird, ist es wohl zweckmäßig,
ihm an dieser Stelle einige kritische Bemerkungen zu widmen.
Zunächst ist die früher stark betonte Voreingenommenheit des Beobach
ters bei einem größeren Programm kaum zu befürchten; sie kann nur dann
merkliche Beträge erreichen, wenn z. B. ein kurzperiodischer Stern rasch
nacheinander eingeschätzt wird, und der Beobachter bereits vorher über den