389
VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen
geprägte Beziehung zur Milchstraße. Die Eigenbewegungen und Parallaxen
haben sich bei den helleren, bisher untersuchten Sternen als so geringfügig
ergeben, daß diese wohl zum weitaus größten Teil als Giganten anzusehen,
also an den Anfang der RussELLSchen Evolutionsreihe zu setzen sind. Die
Dichte dieser Veränderlichen muß somit als außerordentlich gering angesehen
werden.
Wenn man nach einer Erklärung des Lichtwechsels der ersten Gruppe von
Veränderlichen sucht, so sprechen alle Anzeichen dafür, daß dieser nur auf inne
ren Veränderungen beruhen kann. Das Unregelmäßige der Erscheinung in
bezug auf Periodendauer und Umfang der Lichtänderungen läßt sich auf rein
mechanische Ursachen gar nicht oder nur sehr gezwungen zurück ühren. Da
das M-Spektrum mit dem Spektrum der Sonnenflecke gewisse Ähnlichkeit be
sitzt, so läge es nahe, als Ursache des Lichtwechsels Veränderungen im Auftreten
von Flecken auf den Veränderlichen anzunehmen. Unter der Voraussetzung,
daß wir genügend feine photometrische Messungen anstellen könnten, um die
auf unserer Sonne durch die Flecken hervorgerufenen Helligkeitsveränderun
gen wahrzunehmen, würde man zeitweilig einen 27tägigen Lichtwechsel er
kennen, nämlich dann, wenn wesentlich nur auf einer Halbkugel der Sonne
Flecken vorhanden sind; diese Lichtschwankung wäre durch die Rotation der
Sonne bedingt, würde aber sowohl an Intensität als auch an Periodendauer
stark variieren. Außer dieser kurzen würde eine 11 jährige Hauptperiode er
kannt werden, ebenfalls mit bedeutenden Schwankungen der Dauer und In
tensität, verursacht durch die 11 jährige Sonnenfleckenperiode (vgl. Abb. 125).
Es ist einleuchtend, daß die Fleckenhypothese zu der Zwergreihe mit fallen
der Temperatur weit besser passen würde als zu den Giganten; eine Klar
stellung in dieser Hinsicht, etwa durch systematische Parallaxenmessungen,
wäre von größtem Interesse. Die bedeutenden Helligkeitsschwankungen, die
bei manchen Mirasternen beobachtet werden, bilden gleichfalls eine Schwierig
keit. Legen wir auch hier die Verhältnisse der Sonne zugrunde, so würde
eine Bedeckung der ganzen Sonnenoberfläche durch Fleckenkerne eine etwa
50fache Lichtabschwächung zustande bringen können, ungefähr vier Größen
klassen entsprechend. Zur Erklärung der mehrfach vorkommenden 500- bis
lOOOfachen Abnahme der Helligkeit würden also Flecken, deren Konstitution
mit denjenigen unserer Sonne übereinstimmt, nicht ausreichen. Es steht aber
durchaus nichts im Wege, anzunehmen, daß bei sehr viel größerer Intensität
der Fleckenerscheinung auch die Absorption innerhalb der Flecken eine sehr
viel beträchtlichere wird.
Das Auftreten der Emissionen im Spektrum der Mirasterne ist vielleicht
auf große Fackelgebiete zurückzuführen. Neben dem Wasserstoff sind auch
Helium und einige Eisenlinien, in einem Sonderfall (R Aquarii) auch Nebu-
lium beobachtet worden. Daß das mehr oder weniger auffällige Auftreten
der Emissionslinien im Spektrum nicht den Lichtwechsel ausmacht, bewei
sen die allerdings nicht zahlreichen Fälle, in denen bestimmte Emissions
linien gerade um die Zeit des Minimums festgestellt worden sind. Der Licht
verlauf der Mirasterne ist demnach wohl in erster Linie einem Helligkeits
wechsel im kontinuierlichen Spektrum zuzuschreiben, wobei die Verände
rungen zuweilen ein bestimmtes Wellenlängengebiet besonders bevorzugen
können. Bei SS Virginis (Sp. N) geht dies so weit, daß der Lichtwechsel