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B. Die Ergebnisse der astrophysikalischen Forschung
von nahe 4 m Amplitude sich fast ausschließlich im photographischen Bilde
ausprägt und visuell kaum zu bemerken ist.
Auch bei den unregelmäßigen roten Veränderlichen ist zur Deutung der
Lichtänderung kaum etwas anderes als die erwähnte Fleckenhypothese an-
führbar, obwohl man sich über ihre geringe Wahrscheinlichkeit keiner Täu
schung hingeben wird.
Die weißen unregelmäßigen Veränderlichen. Die zweite Gruppe von
Veränderlichen umfaßt die weißen oder gelblichen durch reine Bewegungs
vorgänge nicht erklärbaren Sterne, die wir wieder wie beim Typus I in zwei
Unterabteilungen, eine solche mit gewissen Gesetzmäßigkeiten und eine
völlig regellose, trennen müssen. Wie bei I kommen diesen beiden Abtei
lungen anscheinend sehr nahe die gleichen Spektraltypen zu, obwohl eine
genauere Untersuchung hier noch dringend erforderlich ist. Nur sehr wenige
Objekte fallen bisher in diese Gruppe, die man nach den ältesten Vertretern
auch als U Geminorum (II a)- und R Coronae (II b)-Typus zu bezeichnen pflegt.
Von den U Geminorum-Veränderlichen sind erst sieben Vertreter am Him
mel aufgefunden. Es sind dies nach der Rektaszensionsfolge: UV Persei, SS Au-
rigae, U Geminorum, X Leonis, TW Virginis, SS Cygni und RU Pegasi. Diese
Sterne sind in cfer Regel sehr schwach, 12 m , 13 m , ja 17 m , steigen dann plötz
lich in wenigen Stunden um 3 bis 4 Größenklassen empor, um in wenigen
Tagen wieder allmählich abzunehmen (Abb. 226). Perioden sind nicht vor
handen, doch läßt sich wohl bei allen ein Maximum und Minimum von
Tagen angeben, innerhalb deren nach einer beobachteten Epoche größter
Helligkeit die nächste Zunahme erfolgt. Der Spielraum bei den sieben
Sternen ist bereits sehr groß. Eine sehr kurze Grundperiode von etwa 16 d
zeigt X Leonis, eine sehr lange UV Persei, der in Zwischenzeiten von viel
leicht 250 d aufleuchtet. Scharfe und flache Minima wechseln dabei oft in un
gestörter jahrelanger Folge ab (U Geminorum), doch kommt es auch vor, daß
selbst diese Gesetzmäßigkeit für einige Zeit verschwindet (SS Cygni) und
die Verwandtschaft mit der ganz irregulären Unterabteilung deutlich hervortritt.
Schon frühzeitig hat man auf die äußere Ähnlichkeit dieser Sterne mit
den Novae hingewiesen. Leider ist aber ihr spektroskopisches Verhalten
während der Erscheinung noch viel zu wenig geklärt, um hier an etwaige
Übergänge denken zu können. Da die Neuen Sterne nacheinander alle Spek
tralklassen zwischen F und
O durchlaufen, kann es
reiner Zufall sein, daß die
U Geminorum-Sterne in
den beiden genauer unter
suchten Fällen (U Gemi
norum und SS Cygni) ein
F-Spektrum zeigen, das
demjenigen der Novae
im Anfangsstadium sehr
ähnelt. Wie dort scheinen
zwei iibereinandergela-
gerte gegeneinander ver
schobene Spektra vorzu-
Abb. 226.
Kurze und lange Maxima von SS Cygni.
(Nach Nijland.)