Full text: Astrophysik

VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen 
401 
PRKnü 
Die helleren ß Lyraeveränderlichen. 
Veränderlicher 
Ort 1900.0 
Max. 
I. Min. 
II. Min. 
Sp. 
P 
TT Aurigae.... 
5 h 
2.8 m 
+ 39° 27' 
8.0 m 
9.0 m 
10.0 m 
1.333 d 
V Puppis 
7 
55.4 
— 48 
58 
4.1 
4.7 
4.8 
Bl, B2 
1.454 
RR Centauri 
14 
9.9 
— 57 
23 
7.4 
7.7 
7.8 
Fo 
0.303 
u Herculis 
17 
13.6 
+ 33 
12 
4.6 
5.3 
5.3 
B3 
2.051 
ß Lvrae 
18 
46.4 
+ 33 
15 
3.4 
3.8 
4.3 
B8, B5 
12.908 
tatsächlich die Hauptkurve durchsetzen. Schon in Argelanders und Linde 
manns Beobachtungen sind einige Wellen ausgeprägt, doch kommen sie 
erst in den neueren photometrischen Beobachtungen voll zur Geltung. Es 
ist nicht wahrscheinlich, daß die Kurvenknickungen an derselben Stelle und 
in derselben Form immer wiederkehren. J. Schmidt hat sogar wiederholt 
einen Ausfall der Nebenminima oder gar ihr Herabsinken bis zur Tiefe des 
Hauptminimums beobachten können, und es liegt kein Grund vor, an der 
Realität dieser Wahrnehmungen zu zweifeln. 
Betrachten wir zunächst nur die mittlere ausgeglichene Lichtkurve, so ist 
hier (neben u Herculis) ß Lyrae das einzige auch dynamisch gründlicher 
untersuchte System, ohne daß es gelungen wäre, alle beobachteten Erschei 
nungen der Kurve, insbesondere die Periodenänderung, einzelne Unstetig 
keiten usw. vollkommen zu deuten. Das darf nicht überraschen, wenn man 
bedenkt, daß wir bei so nahe stehenden Sternen kaum imstande sind, alle 
wechselseitigen Einflüsse, die zwei derart benachbarte Weltkörper aufeinan 
der ausüben mögen, in Rechnung zu ziehen. 
Das Spektrum von ß Lyrae gehört zur Klasse B8; darüber ist ein Spek 
trum B5 mit dunklen und hellen Linien gelagert, ähnlich, wie wir das bei 
den Neuen Sternen kennen gelernt haben. Schon im Jahre 1891 hatte E. 
Pickering eine Veränderlichkeit der Linienabstände in dem Doppelspektrum 
nachgewiesen, doch ist eine Klärung der Verhältnisse erst durch die Arbeiten 
von Belopolski, Curtiss und Baade geglückt. Danach ist zunächst auch spek 
troskopisch die Doppelsternnatur einwandfrei festgestellt. Nach dem Verschie 
bungseffekt der Spektrallinien, nach der Periode und dem Lichtwechsel han 
delt es sich um zwei nahe gleich große und gleich helle, merklich elliptische 
Weltkörper, die in einer fast kreisförmi 
gen Bahn einander umkreisen. Die Be 
wegung erfolgt genau in der Blickrich 
tung derart, daß bei den gegenseitigen 
Konjunktionen umschichtig ringförmige 
bzw. totale Bedeckungen stattfinden. Der 
Abstand der Komponenten beträgt 46 
Millionen km, die Massen gleichen dem 
16.7 bzw. dem 6.7 fachen der Sonnen 
masse. Die aus der Lichtkurve folgenden 
sehr großen Durchmesser lassen darauf 
schließen, daß die Dichte nur 0.0022 
bzw. 0.0060 der Sonnendichte beträgt. 
Die spektralen Erscheinungen bei 
Scheiner-Graff, Astrophysik. 3. Aufl. 
Abb. 234. Lichtkurve von ß Lyrae. 
26
	        
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