30
A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
keit, genau ebenso wie der umgekehrte Fehler, die Kurzsichtigkeit, durch
entsprechende Brillengläser beseitigt werden.
Das normale Auge sieht einen Gegenstand am deutlichsten in der Ent
fernung von 20 bis 25 cm. Was auch für optische Teile sich vor dem Auge
befinden mögen, der Strahlengang muß zuletzt doch derart sein, als wenn
sie von einem in der angegebenen Entfernung befindlichen Punkte kämen.
Die deutliche Sehweite ist etwas Individuelles, die von wenigen Zentimetern
beim Kurzsichtigen bis zu unendlicherStrecke beim Weitsichtigen sich ändern
kann. Es äußert sich das darin, daß bei einem optischen Apparat im all
gemeinen jeder Beobachter diesen für sich besonders einstellen muß, wenn
er deutliche Bilder sehen will.
Der physiologische Vorgang des Sehens, der für die Beurteilung der
Realität beobachteter Vorgänge in der Natur die größte Wichtigkeit besitzt,
ist eine ungemein komplizierte Ersehe inung, deren
inneres Wesen wie bei allen Äußerungen des Le
bens noch gänzlich unbekannt ist.
Es ist hier nicht der Ort, um auf die physio
logischen Grundlagen des Sehens näher einzu
gehen. Es sei lediglich auf einige Vorgänge beim
normalen Sehen erinnert, die für jede Beobachtung
die größte Bedeutung haben, jedoch als unbewußte
Erscheinungen den meisten Menschen nicht bekannt
sind.
In der Netzhaut N endigen die Fasern des
Sehnerven in Zellen, die durch Abb. 28 veran
schaulicht sind. Durch diese nach innen gerich
teten Zellen, deren es zwei verschiedene Arten
gibt, die dünnen Stäbchen und die dicken Zäpfchen,
sind die kleinsten Elemente des Sehens bedingt;
eine schärfere Trennung von Punkten, als'sie dieser
gegebenen Anordnung entspricht, ist nicht denkbar.
Die Dicke der Zapfen beträgt nun da, wo sie allein
auftreten, im sogenannten gelben Fleck, 0.003 mm oder im Winkelmaße, vom
optischen Mittelpunkte des Auges an gerechnet, etwa 50", d. h. es ist für das
unbewaffnete Auge nicht möglich, zwei Lichtpunkte getrennt zu erkennen,
deren Winkeldistanz weniger als 50" beträgt. Dem entspricht auch durch
aus die Erfahrung, die man in betreff der Trennung von Doppelsternen mit
unbewaffnetem Auge macht. Daß es sich um eine außerordentlich feine Struk
tur der Netzhaut handelt, erkennt man sofort, wenn man bedenkt, daß etwa
13000 bis 14000 solcher Elemente auf 1 qmm gehen. Das Auge ist übrigens
durchaus nicht optisch vollkommen gebaut, sphärische und besonders chro
matische Aberration sind in starkem Maße vorhanden, doch ist bei der
Abbildung von Punkten die Intensität in der Mitte der Aberrationsscheibchen
so groß im Verhältnis zu den Rändern, daß bei kleinster Punktabbildung
doch nur gerade ein einziges Netzhautelement in Anspruch genommen wird.
Alles Sehen beruht auf Unterschieden in der Helligkeit oder in der
Farbe. Sieht man zunächst von letzterer ab, so ist es die Kontrastwirkung
zwischen zwei Stellen eines Objekts, welche diese beiden Stellen zur ge
N
Abb. 28. Querschnitt durch
die Netzhaut (nach Greeff).